Energie Cottbus
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Saisonchronik 2010/11 → DFB-Pokal: VfL Wolfsburg (A)

DFB-Pokal 2010/11 - Achtelfinale
Mittwoch, 22.12.2010
Volkswagen-Arena, Wolfsburg

10.801 Zuschauer

1:3
VfL Wolfsburg (0:3) FC Energie Cottbus

Schiedsrichter:
Peter Gagelmann (Bremen)

Gegnerstatistik:
VfL Wolfsburg

Programm Plakat Presseinfo Bericht

Tore

0:1 N. Petersen (2.)
0:2 J. Shao (42.)
0:3 N. Petersen (43.)
1:3 E. Dzeko (56.)

VfL Wolfsburg

D. Benaglio - S. Riether, S. Kjaer, A. Madlung, M. Schäfer - Josué, T. Kahlenberg - Grafite, Diego  , M. Mandzukic   - E. Dzeko  

Auswechslungen:
Cicero für M. Mandzukic (46.)
T. Cigerci für Josué (72.)
A. Friedrich für T. Kahlenberg (84.)

Trainer: Steve McClaren

FC Energie Cottbus

T. Kirschbaum - A. Bittroff, U. Hünemeier, M. Brzenska, D. Ziebig - M. Kruska , Roger  - J. Reimerink, J. Shao - N. Petersen, E. Jula

Auswechslungen:
M. Kurth für J. Reimerink (63.)
K. Afriyie für J. Shao (78.)
S. Radu für N. Petersen (86.)

Trainer: Claus-Dieter Wollitz

Besonderes Vorkommnis / Sonstiges

-Spielbericht-

ENERGIE-GESCHICHTSKALENDER - Heute vor zehn Jahren: Der bärenstarke Pokal-Auftritt in Wolfsburg

Der 22. Dezember 2010 - wieder so ein Tag, den man als Energiefan wohl nie vergessen wird. Noch heute wird dieses nahezu perfekte Spiel in Wolfsburg als eines der Highlights in der Profifußballgeschichte des Vereins angesehen. Ein unglaublich starker Auftritt unter Flutlicht, bei dem der Deutsche Meister von 2009 gegen den Zweitligisten aus Cottbus nicht den Hauch einer Chance hatte. Dass die Pokalsaison den FCE anschließend noch bis ins Halbfinale führte, passte da nur allzu gut ins Bild. Aber beginnen wir mit der Geschichte ein wenig früher.

In der ersten Runde des Wettbewerbs hatte man sich denkbar schwer getan. Trotz einer großen, feucht-fröhlichen Abordnung von Energiefans, die im niedersächsischen Heeslingen nicht nur Fußball guckten, sondern auch das Pokalcamping erfanden, mühte sich der FCE zu einem etwas schmeichelhaften 2:1-Erfolg. Der Pokal und seine eigenen Gesetze - am Ende zählte für den Favoriten nur das Weiterkommen. Ende Oktober kam dann mit dem SC Freiburg ein Bundesligist zur Zweitrundenpartie. In einer schon deutlich besseren Vorstellung hielt man nicht nur mit den Freiburgern Schritt - dank eines späten Tores von Emil Jula konnte man die Breisgauer sogar mit 2:1 aus dem Wettbewerb werfen. Die erste Überraschung war geglückt.

Nachdem der FCE anschließend mit dem VfL Wolfsburg den nächsten Erstligisten auswärts zugelost bekam, glaubten die meisten an ein frühes Ausscheiden. Allerdings ließ man nichts unversucht - ein Sonderzug brachte viele Energiefans am 22. Dezember in die Autostadt. Es war bereits dunkel, als der rot-weiße Anhang seinen Weg vom Wolfsburger Bahnhof zur Volkswagen-Arena antrat. Der rappelvolle Gästeblock füllte sich stetig aber langsam und auch zu Beginn des Spiels standen noch viele FCE-Anhänger vor den Toren des Stadions.

Peter Gagelmann pfiff dennoch rechtzeitig an und startete die heiße Pokalbegegnung. Aus dem Gästeblock stieg Rauch empor, der sich über die gesamte Spielfläche legte. So sahen viele der etwa 2000 Mitgereisten im Energie-Block den schon nach 40 Sekunden herausgeholten Eckball für Energie nur schemenhaft. Die Ausführung der Ecke übernahm Daniel Ziebig, der den in der Mitte völlig blank stehenden Nils Petersen fand. Der Toptorjäger des FCE brauchte den Ball nur noch einnicken - 1:0 für Energie! Gerade eine Minute war da erst gespielt. Die Wölfe im Schockzustand rannten nun früh dem Rückstand hinterher. Die hochgelobte Offensive der Gastgeber um Grafite, Diego, Mandzukic und Dzeko wirkte allerdings etwas kopf- und ideenlos, was nicht zuletzt an der hochaufmerksamen Defensive von Cottbus lag. Ziebig und Bittroff auf den Außen, aber auch die bärenstarke Mitte mit Brzenska und Hünemeier, sowie im Mittelfeld Roger und Kruska, ließen viele Angriffe der Hausherren früh verpuffen.

Nach einem Freistoß von Diego hatte Mandzukic in der sechsten Minute die wohl beste Ausgleichschance - der Kroate köpfte aber am Kasten von Kirschbaum vorbei. Cottbus ließ sich allerdings nicht nur hinten reindrängen. Im Gegenteil: Immer wieder sorgten die Gäste mit schnellen Kontern für Gefahr vor dem Tor von Benaglio. Die größte Möglichkeit vergab Shao nach butterweicher Flanke von Jula mit einem Volleyschuss in der 15. Minute, den der Torhüter halten konnte. Erst jetzt wachte der VfL auf, erspielte sich einige weitere Möglichkeiten. Energie-Torwart Kirschbaum konnte aber gegen Grafite (20.), und Mandzukic (29.) die Führung halten. Und es kam sogar noch besser. Während sich die Elf von Steve McClaren immer wieder an der Abwehr des FC Energie festrannte und fast schon verzweifelt versuchte, Freistöße zu schinden, blieben die Wollitz-Schützlinge mit ihren Kontern brandgefährlich.

Folgerichtig schaffte es Energie noch vor der Pause, die Führung gegen eine indisponierte Wolfsburger Abwehr zu erhöhen. In der 41. Minute versuchte Riether auf Abseits zu spielen, verschätzte sich jedoch, so dass Petersen völlig alleine auf Benaglio zulaufen konnte. Er behielt die Übersicht und legte vor dem Keeper quer, sodass Shao mit wenig Mühe verwandeln konnte. 2:0 für den Underdog! Der nun völlig ausrastende Gästeblock traute seinen Augen kaum. Dies war aber noch nicht das Ende des Cottbuser Angriffs-Wirbels in der ersten Halbzeit. Denn in der 43. Minute trickste Reimerink auf halblinks Kjaer und Torwart Benaglio mit einer Körpertäuschung aus und legte für Petersen in der Mitte auf. Der hatte wenig Mühe, den Ball zum 3:0 über die Linie zu schieben. Der absolute Wahnsinn! Selten hatte eine Energie-Mannschaft eine Halbzeit so abgezockt und überlegen geführt - und das gegen einen Bundesligisten.

Die zweite Hälfte begann dann mit dem erwarteten Sturmlauf der Wolfsburger. Zunächst scheiterten noch Dzeko (47.) und Schäfer (49.) mit ihren Versuchen, doch in der 56. Minute war der Anschlusstreffer fällig. Diego zirkelte einen Freistoß auf den Kopf von Madlung. Dessen Kopfball verunglückte zwar leicht, wurde jedoch zur Vorlage für Dzeko, der aus kurzer Distanz vollstreckte. Dieser Treffer schien neue Kräfte bei den Hausherren freigesetzt zu haben. Am Energie-Strafraum wurde der Belagerungsring zugezogen. Immer wieder hatten die Wolfsburger gute Möglichkeiten, Dzeko (58.), Cicero (59.) und Josue (60.) scheiterten jedoch mit Pech.

Der große Druck der Hausherren ließ nach 65 Minuten aber wieder nach, sodass Energie seine Abwehrreihe besser sortiert bekam. Die Folge waren nicht nur ausbleibende Chancen des VfL, sondern auch erneute gute Kontermöglichkeiten für den FC Energie. Dabei ließ in der 75. Minute Petersen die vorzeitige Entscheidung aus, als er völlig frei an Benaglio scheiterte. Und auch der eingewechselte Marco Kurth hätte sich kurz vor Schluss noch in die Torschützenliste eintragen können, doch auch hier konnte der Wolfsburg-Keeper mit einer Klasse-Parade Schlimmeres verhindern.

Am Ende stand ein hochverdienter 3:1-Erfolg für unseren FCE. 8.000 enttäuschte VfL-Fans und 2.000 Gäste traten den Heimweg an, der genauso feucht-fröhlich endete, wie er begonnen hatte. In dieser Deutlichkeit und mit derartiger Dominanz hätte wohl keiner einen Erfolg des FCE erwartet. Und der Pokalwahnsinn nahm anschließend noch weiter seinen Lauf - auch der dritte Bundesligist, die TSG Hoffenheim, wurde im Viertelfinale geschlagen. Das hochbrisante Halbfinale gegen den MSV Duisburg wurde dann erst zur Endstation für unseren Klub. Abgesehen davon treibt besonders dieser 22. Dezember 2010 den meisten Energiefans auch heute noch ein Lächeln ins Gesicht. Auch zehn Jahre später ist es in der Erinnerung immer noch einer der wohl spektakulärsten Auswärtsauftritte der Nachwendegeschichte gewesen. Ein echter Meilenstein eben, der unvergessen bleibt.

(Text: Dezember 2020)