Ersatzspieler M. Rozgonyi bekam wegen einer Unsportlichkeit auf der Reservebank die Gelbe Karte.
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-Spielbericht-
Vor zwanzig Jahren startete Energie in die Rückrunde seiner dritten Bundesligasaison. Das Spiel beim amtierenden Vizemeister und Champions League-Finalisten Bayer Leverkusen endete mit dem höchsten Auswärtssieg unserer Bundesligageschichte.
Abgeschlagener Tabellenletzter, nur zehn Punkte aus 17 Spielen. Das waren die nüchternen Zahlen des FCE zur Winterpause 2002/03. Auch der Gegner zum Rückrundenauftakt war angeschlagen. Nachdem Leverkusen im Vorjahr noch den zweiten Platz erreichte und ins Champions League-Finale gegen Real Madrid einzog, spielte die Werkself überraschend nur noch in den unteren Tabellenregionen. Natürlich war deshalb der Druck bei den Rheinländern, die allerdings mit Oliver Neuville, Carsten Ramelow, Diego Placente oder Hanno Balitsch einige Kracher in ihren Reihen wähnten. Und ganz besonders in Kapitän Jens Nowotny ihre Hoffnung legten, der gegen Cottbus an jenem 26. Januar 2003 sein Comeback nach überstandenem Kreuzbandriss feierte. Geyer stellte Marko "die Zunge" Topic statt Andrzej Juskowiak in den Sturm, der neben Robert Vágner vorne wirbeln sollte. Mit Rost, Reghecampf, Latoundji und Gebhardt war die Offensive der Cottbuser komplettiert. Pünktlich zu Spielbeginn setzte der Regen ein, bei Temperaturen um die 6 Grad fror allerdings keiner der etwa 500 Gästefans in der BayArena. Denn Energie brannte ein wahres Feuerwerk ab, überraschte alle mit seinem offensiven Auftreten und ungewohnt tollen, spielerischen Ansätzen. Der nasse Rasen spielte den kämpferischen Lausitzern ohnehin in die Karten. Bis auf einen Flugkopfball in der 15. Minute von Jens Nowotny, den Keeper André Lenz mit einer Glanzparade entschärfen konnte, fiel den Gastgebern nicht viel gegen die starke Deckung der Cottbuser ein. Energie konterte im Gegenzug eiskalt und kam unter tatkräftiger Mithilfe von Bayer-Schlussmann Butt zum etwas glücklichen Führungstor. Marco Gebhardt hatte auf dem linken Flügel den in dieser Szene auffällig passiven Neuville versetzt und konnte aus 17 Metern unbedrängt schießen. Butt hatte sich bei dem harmlosen Aufsetzer offenbar verschätzt, reaktionslos ließ der Nationaltorwart den Ball ins linke Eck passieren. 0:1 - ging hier etwa wirklich was? Bayer wirkte nach dem Rückstand wie gelähmt. Ganz anders Cottbus, das weiter gefährlich konterte. Vágner leitete nach 32 Minuten den nächsten Angriff vom rechten Flügel aus ein. Seinen Querpass durfte Topic seelenruhig aus zehn Metern wuchtig unter die Latte schießen. 0:2! Der helle Wahnsinn. Zur Pause gab es dann in der BayArena einmal mehr Pfiffe. Nur 500 Auserwählte sprangen und sangen fröhlich weiter. Auch weil der Werkself im zweiten Durchgang nicht so viel mehr einfiel, und sich ihre Kreativität nur darin zeigte, im Strafraum möglichst elfmeterreif zu fallen. Schiri Wolfgang Stark ließ sich auf keine Spielchen ein und zeigte stattdessen in der 85. Minute regelkonform auf den Mittelpunkt. Als bei Bayer nämlich Moral und Ideen langsam schwanden, holte Energie zum entscheidenden Schlag aus. Zunächst parierte Butt noch bei einem Flachschuss von Kaluzny. Bei der anschließenden Gebhardt-Ecke verlängerte Vágner per Kopf zum eingewechselten Juskowiak, der aus wenigen Metern zum 0:3 einnickte. Schluss, Aus, Ende. Der höchste Bundesliga-Auswärtssieg war eingefahren und läutete in der Folge eine wirklich starke Serie ein. Denn aus den ersten fünf Partien nach der Winterpause holte Energie irre 13 Punkte und setzte sich damit an die Spitze der Rückrundentabelle. Zwar nur ein kleiner Hoffnungsschimmer im Kampf um die Klasse – aber bis heute unvergessen.
(Text: Januar 2023)
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