-Spielbericht-
Wir schreiben den 12. Spieltag und warten auf den ersten Saisonsieg. Stimmt nicht? Stimmte aber mal. Anfang November vor 15 Jahren. Und dann kam Vizemeister Schalke 04.
Der 2. November 2007 war ein nass-grauer Herbsttag. Er passte irgendwie zur Stimmung, die damals bei Energie herrschte. In der Bundesliga stand Platz 18 zu Buche und bis zu jenem Novembertag warteten alle die es mit den Lausitzern hielten auf den ersten Sieg, Elf sieglose Spiele, in denen man immerhin fünf Punkte durch Unentschieden erkämpfen konnte, waren dennoch zu wenig. Vor der Kneipe "zur roten Karte" ein Blau-Weißer, der volltrunken "Energie schafft es nie" grölte - und trotzdem glaubten die Energie-Fans an ihre Mannschaft. 17.000 Unentwegte waren es auch an diesem Freitagabend, die sich auf die Tribünen im Stadion drängten. Auch auf die Nordwand, die seit ihrer Eröffnung noch kein Tor auf ihrer Seite gesehen hatte. Mit Schalke kam der Tabellen-Fünfte nach Cottbus, der angeführt von Mirko Slomka und mit absoluten Topspielern wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Ivan Rakitic, Rafinha, Heiko Westermann, Gerald Asamoah oder Kevin Kuranyi auftrat. In Cottbus war seit Ende September Bojan Prašnikar am Ruder, der der Mannschaft neue Impulse gab und vor allem im taktischen Bereich ein echter Trainerfuchs war. Er änderte seine Mannschaft nach dem 1:1 in Bielefeld lediglich auf einer Position und setzte auf Christian Bassila anstelle von Stiven Rivic. Und der Franzose sollte zum Spieler des Spiels werden. Cottbus zeigte wenig Respekt vor den Schalkern und so gehörte den Lausitzern auch die Anfangsphase. Bei zwei Versuchen aus der Distanz wurde Keeper Neuer schnell warm geschossen. Der Torhüter parierte sowohl den Schuss von Vragel da Silva als auch den von Stanislav Angelov. Schalke war sichtlich bemüht, Ruhe in die Partie zu bringen, was auch kurzfristig gelang. Die beste Chance ergab sich nach einem Freistoß von Grossmüller. Der Ball flog an Freund und Feind vorbei vors Tor, wo Mariusz Kukielka auf der Linie klärte, als ihm der Ball vor die Füße sprang (21.). Danach verflachte das Spiel, lediglich Dennis Sörensens Schuss aus der Distanz streifte in der 32. Minute die Schalker Latte. Marcelo Bordon auf Schalker Seite traf kurz vor der Pause dann ebenfalls das Aluminium und so trennte man sich zur Halbzeit torlos. Hellwach kam Cottbus aber dann aus der Kabine. Nach einem Freistoß von Ervin Skela stolperte Dimitar Rangelov den Ball zu Westermann. Dessen Rettungsversuch landete direkt bei Bassila, der aus kurzer Distanz keine Mühe hatte einzuschießen. 1:0! Das erste Tor was in Richtung neuer Nordwand fiel! Grenzenloser Jubel auf den Cottbuser Rängen. Die Partie wurde nun hektischer, viele kleine Fouls verhinderten den Spielfluss. Schalke kämpfte sich zwar zurück, traf aber durch Jermaine Jones in der 67. Minute nur die Latte. Nach einem Fehler von Gerry Tremmel dann fast der Ausgleich - im Zweikampf mit Bordon ließ der Keeper den Ball fallen, Larsen war zur Stelle, traf aber nur das Außennetz. Am Ende war das alles aber egal. Der erste Sieg war nach 90 Minuten intensivem Kampf geschafft. Matchwinner Bassila und seine Teamkollegen lagen sich feiernd in den Armen. Und Kapitän Timo Rost fasste die Erleichterung humorvoll zusammen: „Wir wussten ja schon gar nicht mehr wie sich Siegen anfühlt“. Und es blieb zum Glück nicht der letzte in dieser erinnerungswürdigen Bundesliga-Saison. Energie schaffte trotz jener langen Durststrecke am Saisonende sogar noch den Klassenerhalt.
(Text: November 2022)
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