Energie Cottbus
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Saisonchronik 1996/97 → DFB-Pokal: FC St. Pauli 1910 (H)

DFB-Pokal 1996/97 - Viertelfinale
Dienstag, 12.11.1996
Stadion der Freundschaft, Cottbus

12.391 Zuschauer

5:4 n.E.
FC Energie Cottbus (0:0, 0:0, 0:0) FC St. Pauli 1910

Schiedsrichter:
Jürgen Jansen (Essen)

Gegnerstatistik:
FC St. Pauli 1910

Programm Plakat Presseinfo Bericht

Tore

-

Elfmeterschießen:
1:0 K. Wenschlag - 1:1 J. Scharping
2:1 J. Zöphel - C. Springer (gehalten)
S. Benken (gehalten) - 2:2 A. Trulsen
3:2 J. Woltmann - 3:3 T. Sobotzik
4:3 M. Zimmerling - 4:4 M. Bochtler
5:4 M. Jesse - M. Scherz (gehalten)

FC Energie Cottbus

K. Wehner - T. Hoßmang - S. Benken, J. Melzig , M. Jesse  - D. Irrgang, I. Schneider, J. Zöphel , H. Fraedrich - T. Konetzke, M. Zimmerling

Auswechslungen:
J. Woltmann für H. Fraedrich (75.)
K. Wenschlag für I. Schneider (91.)
F. Seifert für D. Irrgang (101.)

Trainer: Eduard Geyer

FC St. Pauli 1910

K. Thomforde - A. Trulsen - H. Stanislawski, T. Pedersen - O. Schweißing, S. Hanke, C. Pröpper, B. Eigner, C. Springer - N. Pisarew, T. Sobotzik

Auswechslungen:
M. Scherz für T. Pedersen (46.)
J. Scharping für N. Pisarew (46.)
M. Bochtler   für O. Schweißing (91.)

Trainer: Uli Maslo

Besonderes Vorkommnis / Sonstiges

-Spielbericht-

Vor 25 Jahren startete die erfolgreichste Pokalsaison unserer Vereinsgeschichte. Der Weg führte bis ins Finale nach Berlin. Vierte Etappe (Viertelfinale): FC St. Pauli.

Pünktlich um 8:45 Uhr bat Trainer Eduard Geyer seine Spieler am Mittwoch nach der Sensation im DFB-Pokal wieder zum allmorgendlichen Training. So als wäre nichts passiert. Dabei dauerten die Feierlichkeiten bis weit in die Nacht. Die Spieler hatten tags zuvor wieder einmal Unglaubliches geleistet. Mit dem FC St. Pauli kam der nächste Bundesligist im Pokal nach Cottbus und musste leidvoll erfahren, was die Männer aus Cottbus zu leisten im Stande waren.

Der 12. November 1996 war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte dieses Vereins, der den Weg ins ganz große Fußball-Geschäft ebnete. Für Präsident Dieter Krein bedeuteten weitere Pokal-Einnahmen zum Beispiel, dass die Installation der Flutlichtanlage im Stadion der Freundschaft nun schneller vorangehen könne. Für Fans und Spieler waren die 120 emotionalen Minuten mit anschließendem Elfmeter-Krimi ein echtes Auf und Ab der Gefühle. Dabei diktierte Energie sogar das Spielgeschehen, kämpfte, ackerte und erarbeitete sich viele Chancen. Allein Toralf Konetzke oder Detlef Irrgang hätten schon in der regulären Spielzeit die Partie entscheiden können, scheiterten allerdings jeweils am guten Hamburger Schlussmann Klaus Thomforde. Und als auch dieser einmal geschlagen war, kratzte sein Mitspieler André Trulsen einen Woltmann-Schuss von der Linie. 12.400 Zuschauer - bis dahin natürlich Saisonrekord - staunten einmal mehr, was Energie als Amateurverein für eine bärenstarke Vorstellung bot. Und auch in der Verlängerung hatte der eingewechselte Frank Seifert zwei Mal die Entscheidung für den FCE auf dem Fuß und scheiterte denkbar knapp. Es half am Ende alles nichts - die Entscheidung musste per Elferschießen her.

Kay Wenschlag und Jens-Uwe Zöphel verwandelten die ersten beiden Cottbuser Elfmeter sicher. Als dann der Paulianer Christian Springer antrat, und in Kay Wehner seinen Meister fand, rastete das Stadion kollektiv aus. Doch nur kurz, denn Sven Benken scheiterte ebenfalls vom Punkt. Alles wieder auf Anfang. Jörg Woltmann, Matthias Zimmerling und Mike Jesse bewiesen Nervenstärke und trafen für Cottbus. Der letzte der fünf Hamburger Schützen, Matthias Scherz, musste nun treffen. Kurzer Anlauf, Schuss - gehalten! Kay Wehner, du Teufelskerl! Was für eine Geschichte, was für ein Jubel. Und eine ganze Region feierte mit.

„Die Mannschaft hat alles umgesetzt, was ich ihr auf den Weg gegeben habe. Gemessen an den Chancen wäre es bitter, wenn wir im Elfmeterschießen ausgeschieden wären.“, gab ein überglücklicher Eduard Geyer zu Protokoll. Von einer „Sensation“ wollte er jedoch nichts hören - „ich höre das Wort gar nicht gern“. Doch im Grunde war es dann doch eine. Auch wenn die Spieler am Tag danach nicht mehr viel davon mitbekamen. Um 8:45 Uhr, auf dem kalten Rasen des Trainingsplatzes. Die Träume in den Köpfen vom ganz großen Coup, dem Finale in Berlin, die waren allerdings real. Und mit dieser Mannschaft, mit diesen Helden, war schließlich alles möglich.

(Text: November 2021)