Energie Cottbus
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A-Junioren 2004/05Eduard Geyer

Trainer Eduard Geyer

Geburtstag * 07.10.1944 in Bielitz (Oberschlesien)
Nationalität Deutschland
Zeit bei Energie 07/1994 - 11/2004: Cheftrainer 1. Mannschaft
Vereine vor EnergieSG Dynamo Dresden Jugend (07/1975 - 06/1979, Trainer)
SG Dynamo Dresden (07/1979 - 06/1983, Co-Trainer)
SG Dynamo Dresden Junioren (07/1983 - 06/1986, Trainer)
SG Dynamo Dresden (07/1986 - 04/1990, Trainer)
A-Nationalmannschaft DDR (09/1989 - 09/1990, Trainer)
FC Schalke 04 A1 (09/1990 - 06/1991, Trainer)
Siófoki Bányász FC (Ungarn, 07/1991 - 06/1992, Trainer)
FC Sachsen Leipzig (07/1992 - 04/1994, Trainer)
Vereine nach EnergieAl-Nasr SC (VAE, 01/2005 - 01/2006, Trainer)
FC Sachsen Leipzig (07/2006 - 10/2006, Sportlicher Leiter)
FC Sachsen Leipzig (10/2006 - 06/2007, Trainer)
SG Dynamo Dresden (09/2007 - 06/2008, Trainer)
SpielerkarriereBSG Aufbau Dresden-Mitte (1954 - 12/1956)
SC Einheit Dresden (01/1957 - 12/1965)
FSV Lokomotive Dresden (01/1966 - 06/1968)
SG Dynamo Dresden (07/1968 - 06/1975)

Gesamtstatistik aller Pflichtspiele

Zeitraum Posten Spiele S U N Punkte Pkt-Schnitt
07/1994 - 11/2004 Cheftrainer
1. Mannschaft
396 176 93 127 521 1,48

Saisonstatistik

Saison Wettbewerb Posten Spiele S U N Punkte
2004/052. BundesligaCheftrainer1444616
2004/05DFB-PokalCheftrainer2101
2003/042. BundesligaCheftrainer341591054
2003/04DFB-PokalCheftrainer1001
2002/031. BundesligaCheftrainer33791730
2002/03DFB-PokalCheftrainer2101
2001/021. BundesligaCheftrainer34981735
2001/02DFB-PokalCheftrainer1001
2000/011. BundesligaCheftrainer341231939
2000/01DFB-PokalCheftrainer2101
1999/002. BundesligaCheftrainer331841158
1999/00DFB-PokalCheftrainer4301
1998/992. BundesligaCheftrainer3410111341
1998/99DFB-PokalCheftrainer2101
1997/982. BundesligaCheftrainer341015945
1997/98DFB-PokalCheftrainer2101
1996/97Regionalliga NordostCheftrainer34257282
1996/97Relegation 2. BundesligaCheftrainer2110
1996/97DFB-PokalCheftrainer6501
1996/97FLB-PokalCheftrainer6600
1995/96Regionalliga NordostCheftrainer34218571
1995/96DFB-PokalCheftrainer1001
1995/96FLB-PokalCheftrainer6600
1994/95Regionalliga NordostCheftrainer3412148
1994/95FLB-PokalCheftrainer7700

Biographie

Eduard Geyer gilt als der Erfolgsgarant der Cottbuser Fußballgeschichte nach der Wende. Kaum ein Trainer hat sich so in Cottbus verewigt wie er. Geyer schaffte es, eine Stadt aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und den Stern eines halbvergessenen Vereines steigen zu lassen. Der letzte Auswahltrainer der DDR hat Energie deutschlandweit berühmt gemacht und den Verein mit großem Engagement, harter Arbeit und eisernen Prinzipien in den Profifußball geführt. Die Erfolgsgeschichte beginnt 1994 und endete erst 10 Jahre später. Dazwischen liegen aufregende und überraschende Momente, die sich in zwei Aufstiegen (einer davon in die Bundesliga), drei Jahren Fußball im Oberhaus und einer DFB-Pokalfinalteilnahme widerspiegeln. Geyer machte aus unbekannten Spielern Stars, er scherte sich jedoch nie um Namen oder Herkunft. Aufgestellt wurde nach Leistung, wer nicht mitzog bekam die Quittung. Das Image des harten Hundes der nicht verlieren könne, wurde zum Markenzeichen. Seine offenen markigen und immer authentischen Worte machten seinen Charakter aus. Ede Geyer wird bis heute von Fans und Kritikern geschätzt und verehrt. Mit Energie Cottbus hat er ein Lebenswerk geschaffen, das nach seiner Zeit etwas angestaubt wirkt und gerade wieder dabei ist sich abseits des Profifußballs einer Restauration zu unterziehen. Das alles kennt Geyer bereits, waren es doch damals fast ähnliche Zustände, die er bei seinem Amtsantritt in Cottbus vorfand. Auch die heutige Entwicklung beobachtet Geyer nach wie vor mit kritischem aber gutgemeintem Blick. Sein Herz hängt immer noch sehr an dieser Stadt, die ihn nach der Wende auch über die ehemaligen DDR-Grenzen hinaus bekannt gemacht hat. Zu DDR-Zeiten war Geyer bereits in Dresden erfolgreich, holte Meisterschaften und Pokalsiege als Spieler und als Trainer. Dass er später auch unter viel schwierigeren Voraussetzungen mit Energie erfolgreich war, ist ihm nach wie vor gar nicht hoch genug anzurechnen. Wir feiern heute Eduard Geyers 75. Geburtstag und geben nochmal einen kurzen Überblick über seine lange und erfolgreiche Karriere.

Eduard Geyer wurde 1944 im oberschlesischen Bielitz geboren und war schon im Kindesalter ein leidenschaftlicher Fußballspieler. Nach der Flucht seiner Familie aus Oberschlesien wuchs Geyer in Dresden auf. Mit neun Jahren begann Ede als Torwart bei Aufbau Dresden-Mitte Fußball zu spielen. 1957 wechselte er als Feldspieler zum SC Einheit Dresden, dessen erste Fußballmannschaft zu dieser Zeit führend in Dresden war und in der Oberliga spielte. Bereits 1961 gewann er seinen ersten Titel, als er mit der Jugendmannschaft DDR-Pokalsieger wurde. Als Juniorenspieler gehörte er zum Kader der DDR-Junioren-Nationalmannschaft, mit der er 1962 vier Länderspiele bestritt. Ein Jahr später machte er seine ersten Spiele mit der Männermannschaft des SC Einheit Dresden, die inzwischen in der zweitklassigen DDR-Liga spielte.

1968 wurde der mittlerweile zum Stürmer umfunktionierte Geyer zur neuen Nummer eins im Dresdner Fußball, der SG Dynamo Dresden, delegiert. Dynamo war zwar ebenfalls gerade in die DDR-Liga abgestiegen, doch schaffte die Mannschaft mit ihrem neuen Stürmer, der sich mit sieben Toren in 23 Spielen hervorragend einbrachte, binnen eines Jahres die Rückkehr in die Oberliga. 1971 errang er mit Dresden die Meisterschaft und den Pokalsieg. 1973 konnte er dann erneut die DDR-Meisterschaft mit Dynamo gewinnen. Bis zu seinem Karriereende 1975 hatte Geyer 90 Oberligaspiele bestritten und dabei sechs Tore erzielen können.

Seine Trainerkarriere schloss sich nahtlos seiner Spielerkarriere an. Und diese sollte ähnlich erfolgreich werden. Bereits 1976 gewann er als Dresdener Nachwuchstrainer den DDR-Juniorenpokal, den er 1985 und 1986 noch zwei weitere Male einheimste. Auch die DDR-Juniorenmeisterschaft konnte Geyer 1982 und 1985 erringen. Als die Dynamo-Männermannschaft die Saison 1985/86 mit einem enttäuschenden sechsten Platz abschloss, wurde Geyer am 30. Juni 1986 als neuer Cheftrainer eingesetzt. Er führte die Mannschaft bereits in seiner ersten Saison 1986/87 zur Vizemeistermannschaft und 1989 zum Meistertitel. Er hatte damit den BFC Dynamo abgelöst, der zuvor zehnmal in Folge Meister geworden war.

Aufgrund der großen Erfolge und der herausragenden Arbeit in Dresden berief der DDR-Fußballverband Geyer im September 1989 neben seiner Tätigkeit bei Dynamo zum Trainer der Nationalmannschaft, nachdem die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1990 auf Grund von Erfolglosigkeit in Gefahr geraten war. Geyer ließ noch einmal Hoffnung aufkommen, als die Nationalmannschaft unter seiner Leitung die nächsten beiden WM-Qualifikationsspiele gegen Island (3:0) und die Sowjetunion (2:1) gewann. Nach der politischen Wende in der DDR endeten jedoch die Hoffnungen mit der Niederlage gegen Österreich (0:3). Danach betreute Geyer die Nationalmannschaft bis zu ihrer Auflösung 1990 in weiteren sieben Länderspielen, darunter das letzte Länderspiel gegen Belgien. Seine Bilanz als Auswahltrainer unter besonderen Bedingungen liest sich somit recht annehmbar: acht Siege, zwei Unentschieden und nur zwei Niederlagen.

1990 trat Ede Geyer trotz guter Aussichten auf den erneuten Gewinn der Meisterschaft vom Amt des Cheftrainers bei Dynamo Dresden zurück. Nach dem wendebedingten Ende der politischen Einflussnahme hatten die Spieler gegen den autoritären Stil ihres Trainers protestiert. Ab Oktober 1990 arbeitete er dann als Jugendkoordinator für den FC Schalke 04. Anschließend heuerte Geyer noch beim ungarischen Verein Bányász Siófok an, die er in die Spitzengruppe der ungarischen ersten Liga führte. Nachdem der Club in finanzielle Schieflage geriet, musste er Geyer jedoch wieder ziehen lassen. Geyer kehrte daraufhin nach Deutschland zurück und übernahm 1992 als Trainer den Oberligisten FC Sachsen Leipzig. Nach einem Jahr hatten die Sachsen unter Geyer die Meisterschaft der Oberliga Nordost gewonnen, blieben aber drittklassig, da aus finanziellen Gründen die Lizenz für die 2. Bundesliga verweigert wurde. Als der FC Sachsen im Frühjahr 1994 den Anschluss an die Spitze der Oberliga verloren hatte, wurde Geyer sechs Spieltage vor Saisonende im April 1994 entlassen.

Im Juli 1994 heuerte Geyer schließlich bei Energie Cottbus an. Dort wurde der erfahrene Trainer mit der Aufgabe betreut, eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen, die auf lange Sicht in der Regionalliga mit den besten Teams mithalten können sollte. Geyer gelang es, seine Philosophie vom Fußball und vom erfolgsbringenden Arbeiten und Rackern seinen Spielern zu vermitteln. Nach Platz 7 in der ersten Spielzeit wurden die Leistungen stetig besser und Geyers Mannschaft schaffte es, die Ideen des Trainers immer besser umzusetzen. Scheiterte man 1995/96 noch mit Platz 3 an den Berliner Clubs von TeBe und Union, so gestaltete sich 1996/97 als reine Wahnsinnssaison. Der FC Energie blieb saisonübergreifend 57 Pflichtspiele in Folge ohne Niederlage und beendete die Spielzeit als Tabellenerster mit 82 Punkten. In zwei dramatischen Aufstiegsspielen gegen Hannover 96 setzte sich Geyers gefestigte Mannschaft gegen den Ex-Bundesligisten dank starkem Kampf durch und schaffte damit den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nur eine Woche danach stand Energie als zweiter Amateurverein überhaupt im DFB-Pokalfinale. Die zuvor erlangten Pokalerfolge gegen haushohe Favoriten machte Cottbus deutschlandweit berühmt und brachte viele Sympathien. Aus der grauen Maus war ein erfolgreicher Verein geworden, dessen Erfolgsgeschichte auch danach ungebremst voranschritt.

Nachdem Geyer 1998 relativ souverän den ersten Klassenerhalt im Profifußball feiern konnte und diesen Erfolg 1999 mit Platz 11 untermauerte, erwartete man von Energie auch den dritten Zweitligaklassenverbleib in Folge. Dass sich die Spielzeit 1999/2000 jedoch so sensationell entwickelt, hätte in Cottbus wohl keiner gedacht. Geyer hielt seinen Kurs, verstärkte die Mannschaft punktuell, vertraute dabei sowohl seinen alten Haudegen um Irrgang, Heidrich oder Jesse und brachte mit seinem Offensivtrio Franklin, Labak und Latoundji auch spielerisch einiges auf den Rasen. Energie belegte am Saisonende nach einem dramatischen Schlussspurt und dem Sieg gegen den Ligameister aus Köln Platz 3 und stieg in die Bundesliga auf. Geyer hatte sich nun endgültig ein Denkmal gesetzt und die Mannschaft mit zwei Aufstiegen in die höchste Spielklasse gebracht. Energie gehörte nun zu den 18 besten Mannschaften Deutschlands und niemand traute diesem Team auch nur irgendwas zu.

Doch Geyer machte aus der Not eine Tugend. Er verpflichtete unbekannte Spieler, vornehmlich aus Osteuropa und machte aus ihnen gestandene Profis. Hujdurovic, Kobylanski, Reghecampf, Micevski - fast alle kamen zu Energie, um den Verein als Sprungbrett für ihre sportliche Karriere zu nutzen und viele blieben auf Grund der sportlich erfolgreichen Zeit dann doch länger im Verein. Alles horchte auf, als Geyer mit mutigem Fußball aus einer sicheren und starken Defensive heraus beispielsweise Bayern München mit 1:0 nach Hause schickte. Die großen Mannschaften zu ärgern und das kleine Cottbus im Spiel der Großen zu integrieren - das war eine der schwierigsten Aufgaben die Geyer während seiner Zeit zu vollbringen hatte. Dabei waren ihm auch Stimmen von außerhalb egal, die monierten, dass Energie im April 2001 gegen den VfL Wolfsburg mit 11 Ausländern auf den Platz ging. Für Geyer zählte nicht die Herkunft eines Spielers, es zählte nur ob er gut oder schlecht Fußball spielte. Damit traf er den Nerv der Kritiker und Mahner, die Cottbus sowieso allzu oft nur ob ihrer destruktiven Spielweise rügten und Geyer veraltete Trainingsmethoden vorwarfen. Sein Umgang damit war souverän und seine Erfolge gaben ihm ohnehin Recht. So gipfelte die erste Bundesligasaison im Klassenerhalt, der 2002 sogar noch einmal mit Platz 13 übertroffen werden konnte. Erst in der dritten Erstligaspielzeit musste sich Geyer dann des Abstiegs erwähren, der auf Grund von 10 sieglosen Spielen in Folge in der Rückrunde unaufhaltsam war.

Der Neuaufbau in Liga 2 folgte und Geyer konnte abermals beweisen, dass er ein großer Trainer war. Lange hielt er die Mannschaft im Kampf um den Aufstieg und setzte sich frühzeitig oben fest. Lediglich im Schlussspurt gingen Energie ein wenig die Kräfte aus. Nach einer 0:2-Niederlage in Unterhaching konnte man vor dem letzten Spieltag nur noch theoretisch auf Platz 3 hoffen, da Mainz punktgleich mit Energie die deutlich bessere Tordifferenz hatte. Am Ende stiegen die Mainzer auf und Energie blieb nur der vierte Rang. Die nachfolgende Saison sollte sich für Geyers Mannschaft in deutlich anderen Tabellenregionen abspielen. Als während der Hinrunde der Zweitligasaison 2004/05 Energie am 14. Spieltag nach nur vier Siegen und der 1:2-Heimniederlage gegen Alemannia Aachen auf Platz 14 zurückfiel, wurde Geyer nach zehnjähriger Tätigkeit am 23. November 2004 beurlaubt. Sein Amt übernahm sein Co-Trainer Petrik Sander, der seinerseits viel von Ede gelernt und Cottbus später noch einmal in die Bundesliga zurückbringen konnte. Geyers Zeit bei Energie war nach fast 400 Pflichtspielen auf der Trainerbank vorbei. Sein Einsatz und die errungenen Erfolge für den Verein sind bis heute unvergessen und der Aufstieg von Energie Cottbus wird immer eng mit dem Namen Eduard Geyer verbunden bleiben.

Nach einer neunmonatigen Trainertätigkeit beim arabischen Fußballklub Al Nasr in Dubai kehrte Geyer im Mai 2006 zum FC Sachsen Leipzig zurück, wo er zunächst als Sportdirektor und ab Oktober 2006 auch als Trainer tätig wurde. Da der FC Sachsen 2007 kurz vor der Insolvenz stand, und im Anschluss der Klubpräsident und sein Stellvertreter zurücktraten, stimmte Eduard Geyer einer Aufhebung seines laufenden Vertrages zu. Im September 2007 übernahm Geyer bei seinem Heimatverein Dynamo Dresden nach 27 Jahren wieder das Amt des Trainers mit der Zielsetzung, mindestens die Qualifikation für die kommende eingleisige 3. Profiliga zu erreichen. Obwohl er diese Zielsetzung bereits am vorletzten Spieltag erreicht hatte, wurde sein Vertrag im Juni 2008 wieder aufgelöst. Diese Anstellung war Geyers letzte auf der Trainerbank. Heute ist Ede Geyer noch desöfteren als Fußballexperte im TV oder als Kolumnist der ein oder anderen Zeitung unterwegs.

(Stand: Oktober 2019)