Energie Cottbus
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Saisonchronik 2000/01 → 1. Bundesliga: Hertha BSC (H)

1. Bundesliga 2000/01 - 26. Spieltag
Sonnabend, 17.03.2001
Stadion der Freundschaft, Cottbus

19.780 Zuschauer

3:0
FC Energie Cottbus (2:0) Hertha BSC

Schiedsrichter:
Alfons Berg (Konz)

Gegnerstatistik:
Hertha BSC

Programm Plakat Presseinfo Bericht

Tore

1:0 V. Miriuta (19.)
2:0 F. Bittencourt (43.)
3:0 S. Helbig (72.)

FC Energie Cottbus

T. Piplica - R. Vata - C. Beeck, J. Mátyus - J. Scherbe - L. Reghecampf, B. Akrapovic 5, A. Kobylanski - V. Miriuta - A. Labak, F. Bittencourt 

Auswechslungen:
F. Hujdurovic  für C. Beeck (24.)
S. Helbig für A. Labak (56.)
S. Ilie für F. Bittencourt (56.)

Trainer: Eduard Geyer

Hertha BSC

G. Kiraly - A. Schmidt, D. van Burik, J. Simunic   - S. Veit, P. Dárdai  , K. Konstantinidis, M. Hartmann - D. Wosz - A. Alves, M. Preetz

Auswechslungen:
P. Reiss für A. Alves (46.)
S. Deisler für J. Simunic (46.)
A. Daei für M. Hartmann (73.)

Trainer: Jürgen Röber

Besonderes Vorkommnis / Sonstiges

Die Begegnung musste für etwa eineinhalb Minuten unterbrochen werden, da Anhänger des Hertha BSC Leuchtraketen auf den Platz geschossen hatten (82.).
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-Spielbericht-

ENERGIE-GESCHICHTSKALENDER - Heute vor 20 Jahren: der erste Pflichtspielsieg gegen Hertha BSC

Am 17. März 2001 empfing Energie erstmals in einem Pflichtspiel die Hertha aus Berlin im Stadion der Freundschaft. Die Berliner spielten bis dato eine recht starke Saison, kamen als Tabellenvierter mit nur drei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Bayern in die Lausitz. Wozu die auf einem Abstiegsplatz stehenden Cottbuser allerdings fähig waren, wusste ein jeder; spätestens nach den überraschenden Siegen zuhause gegen Schalke (4:1) oder bei Bayer Leverkusen (3:1). Auch an diesem Tag machte ein Spieler wieder den Unterschied.

Das Stadion der Freundschaft platzte aus allen Nähten. "Restlos ausverkauft", so ließ der Stadionsprecher im Verlauf des Spiels verlauten. Die Leute hatten auf diesen Kracher schließlich auch lange warten müssen - zum ersten Mal überhaupt gab es dieses besondere "Berlin-Brandenburg-Derby" in Cottbus zu sehen. Die Hertha kam mit viel Selbstvertrauen in den Südosten Brandenburgs, der mögliche Kampf um die Meisterschaft oder zumindest um die internationalen Plätze geisterte den Spielern im Hinterkopf.

Hertha-Trainer Jürgen Röber konnte fast aus dem Vollen Schöpfen, brachte unter anderem mit Pal Dardai, Darius Wosz, Alex Alves und Michael Preetz wieder jede Menge Kreativität und Stabilität auf den Rasen. Die Cottbuser mussten gezwungenermaßen defensiv umbauen, Der eigentlich gesetzte Vilmos Sebök fiel aus, dafür kam Rudi Vata ins Team. Auch Janos Matyus rückte in die erste Elf, ersetzte den etwas formschwachen Faruk Hujdurovic. Ansonsten spielte fast die gleiche Elf, die drei Wochen zuvor noch die favorisierten Leverkusener aus der BayArena gefegt hatte. "Wir werden bis zum Umfallen kämpfen, damit die drei Punkte in Cottbus bleiben!", versprach Jörg Scherbe vor der Partie. Er sollte Recht behalten.

Die 20.000 Zuschauer sahen zunächst ein gegenseitiges Abtasten beider Mannschaften. Nach und nach nahm jedoch Energie das Heft in die Hand. Nach einer Viertelstunde hatte Rudi Vata nach einem Freistoß von Vasile Miriuta eine gute Möglichkeit seine Mannschaft in Führung zu bringen. Aber sein Kopfball ging knapp am Tor der Berliner vorbei. Die Stimmung im Stadion war bereits jetzt emotional aufgeladen, beide Fanlager sangen lauthals ihre Mannschaften nach vorne. Hier ging es schließlich nicht nur um drei Punkte, hier ging es ums Prestige.

Cottbus bemühte sich weiterhin das Spiel zu dominieren. Dann ein Pfiff - Freistoß für Energie. Der rumänische Spielgestalter Miriuta trat in der 19. Minute zur Ausführung an und verwandelte den Standard direkt. Aus 18 Metern zirkelte er den Ball über die Mauer, vom Innenpfosten prallte der Ball ins Tor. 1:0 für Cottbus! Es war bereits Miriutas 10. Saisontor. In der Folge entwickelte sich ein zerfahrenes Spiel, das durch viele Fouls immer wieder unterbrochen wurde. Die Herthaner wirkten ideenlos und konnten kein geordnetes Angriffsspiel aufbauen. Für die Gäste kam es dann sogar noch dicker: In der 43. Minute erzielte Franklin nach einer Flanke des überragenden Miriuta das 2:0. Herthas Keeper Gabor Kiraly hatte daran eine Teilschuld, ging nur halbherzig aus seinem Kasten und musste zusehen, wie Franklin völlig freistehend den Ball ins Tor köpfte. Als der Halbzeitpfiff ertönte, schickten die FCE-Fans ihre aufopferungsvoll kämpfenden Spieler mit reichlich Applaus in die Kabine.

Hertha wollte nach der Pause nun mehr fürs Spiel tun. Der eingewechselte Sebastian Deisler sollte für den nötigen Schwung sorgen. Zu ihrer ersten Chance kamen die Berliner erst in der 59. Minute - aber der Kopfball von Kapitän Preetz verfehlte das Tor. Die Mannschaft aus der Hauptstadt war zu diesem Zeitpunkt zwar dominant, aber gegen die kompakten Cottbuser, die sich immer wieder in die eigene Hälfte zurückzogen, war ein Durchkommen kaum möglich. In der 72. Minute fiel dann die Vorentscheidung. Miriuta bekam einen Freistoß zugesprochen, den er wieder selber ausführte. Seine Flanke auf den kurzen Pfosten nutzte der eingewechselte Sebastian Helbig per Kopf zur beruhigenden 3:0-Führung. Der zum Verteidigen nach hinten gekommene Michael Preetz konnte ihn dabei nicht energisch genug stören und Michael Hartmann konnte auf der Linie ebenfalls nicht mehr klären.

Nach diesem Treffer war alles klar. Die Energiefans feierten, während einige Gästefans bereits den frühzeitigen Heimweg antraten. Andere Berliner warfen in der Folge wutentbrannt Leuchtraketen aufs Spielfeld, weswegen Schiedsrichter Alfons Berg die Partie für zwei Minuten unterbrechen musste. Hertha war am Boden und fand auch kein Mittel mehr, um den Abwehrriegel der Cottbuser zu knacken. Zwar hatte Pal Dardai noch eine Gelegenheit wenigstens den Ehrentreffer zu erzielen, aber insgesamt blieb es eine dürftige Leistung der Berliner. In der Schlussphase hätte der eingewechselte Sabin Ilie die Führung sogar noch ausbauen können, aber die Partie endete mit einem völlig verdienten 3:0-Sieg der Cottbuser.

"So ein Tag, so wunderschön wie heute" skandierten die stolzen Fans des FCE. Sie feierten nicht nur den ersten Pflichtspielsieg über die Hertha, auch brachte der Dreier den FCE auf einen Nichtabstiegsplatz. "Am meisten freut mich, dass alle gesehen haben, dass weiter mit uns zu rechnen ist", strahlte Bruno Akrapovic über beide Ohren. Und auch der mit drei Torbeteiligungen zum Matchwinner avancierte Miriuta gab bescheiden zu: "Ja, es ist wieder besser gelaufen als zuletzt". Für Energie war dieser Sieg ein Meilenstein auf dem Weg zum ersten Bundesligaklassenerhalt. Und der Auftakt zu weiteren unvergesslichen Siegen gegen die alte Dame aus der Hauptstadt. Denn die sollten sich (vor allem in der Fremde) in den Folgejahren noch häufen. Aber das ist natürlich wieder eine andere Geschichte.

(Text: März 2021)