Energie Cottbus
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Saisonchronik 2000/01 → 1. Bundesliga: FC Schalke 04 (H)

1. Bundesliga 2000/01 - 20. Spieltag
Sonnabend, 03.02.2001
Stadion der Freundschaft, Cottbus

16.009 Zuschauer

4:1
FC Energie Cottbus (2:0) FC Schalke 04

Schiedsrichter:
Florian Meyer (Burgdorf)

Gegnerstatistik:
FC Schalke 04

Programm Plakat Presseinfo Bericht

Tore

1:0 V. Miriuta (1.)
2:0 S. Helbig (42.)
2:1 E. Sand (54.)
3:1 A. Kobylanski (72.)
4:1 A. Labak (75.)

FC Energie Cottbus

T. Piplica - R. Vata - F. Hujdurovic, C. Beeck - B. Akrapovic - L. Reghecampf, R. Thielemann, A. Kobylanski - V. Miriuta - F. Bittencourt, S. Helbig 5

Auswechslungen:
A. Labak  für F. Bittencourt (63.)
S. Ilie für S. Helbig (76.)

Trainer: Eduard Geyer

FC Schalke 04

O. Reck - T. Hajto, M. Happe, N. van Kerckhoven - N. van Hoogdalem, J. Nemec - G. Asamoah  , Y. Mulder, J. Böhme   (62.) - E. Sand, E. Mpenza

Auswechslungen:
R. Latal für G. Asamoah (65.)
M. Büskens für J. Nemec (76.)
C. Mikolajczak für Y. Mulder (82.)

Trainer: Huub Stevens

Besonderes Vorkommnis / Sonstiges

-Spielbericht-

ENERGIE-GESCHICHTSKALENDER - Heute vor 20 Jahren: der Gala-Sieg gegen Tabellenführer Schalke

Was für eine irre Geschichte. Und sie steht stellvertretend für so viele Geschichten, die auch heute noch über die erste Spielzeit in der Fußball-Bundesliga erzählt wird. Zur Winterpause der Saison 2000/01 lag der FC Energie auf einem Abstiegsplatz - ganz oben thronte der FC Schalke 04. Soweit ja noch nichts ungewöhnliches. Am 3. Februar 2001 präsentierten sich die Schalker dann allerdings mit stolz geschwellter Brust als Tabellenführer im Stadion der Freundschaft. Schon im Jahr zuvor ärgerte Energie die Knappen im Pokal, siegte damals im Elfmeterschießen. Die Gelsenkirchener waren also gewarnt - die Cottbuser an diesem kalten Sonnabend aber auch entsprechend heiß.

Das Hinspiel auf Schalke war bereits in puncto Dominanz und Klarheit aussagekräftig genug. Damals siegten die Blau-Weißen dank einer Galavorstellung von Ebbe Sand mit 3:0. Ähnlich dominant erwartete Ede Geyer die Gäste auch im Rückspiel. Cottbus hatte zwar vor der Winterpause Werder Bremen mit 3:1 besiegt, musste jedoch in Spiel eins nach dem Jahreswechsel eine 0:2-Niederlage in Dortmund hinnehmen. Nun kam auch noch der Tabellenführer, der drauf und dran war, das erste Mal in seiner Geschichte die Schale nach Gelsenkirchen zu holen. Da kam der Aufsteiger aus der Lausitz als potenzieller Punktelieferant gerade recht.

Geyer stellte dem eine schlagkräftige Truppe entgegen. Für den gelbgesperrte Vilmos Sebök rückte Christian Beeck nach siebenwöchiger Sperre in die Startelf, für Jörg Scherbe kam Kämpfer Ronny Thielemann ins Aufgebot. Vorne sollten außerdem noch Laurentiu Reghecampf, Vasile Miriuta und Andrzej Kobylanski die Doppelspitze Franklin Bittencourt und Sebastian Helbig in Szene setzen. Schalke ging wie erwartet mit geballter Offensivpower ins Spiel, hatte neben Ebbe Sand und Emile Mpenza auch Gerald Asamoah und Youri Mulder in vorderster Front.

Doch bereits nach einer Spielminute war das ganze Vorgeplänkel ad absurdum geführt. Vasile Miriuta nahm sich nach dem ersten Foulspiel der Partie den Ball und versenkte den anschließenden Freistoß vorbei an Oliver Reck sehenswert im Tor. 1:0 für den Underdog! Die über 16.000 Stadionbesucher trauten ihren Augen nicht. Die Schalker versuchten anschließend zunehmend, ihre Qualitäten in der Offensive auszuspielen, wirkten dabei aber zögerlich und scheiterten häufig an den gut aufgelegten Innenverteidigern Beeck und Hujdurovic. Die einzige echte Möglichkeit für Schalke zum Ausgleich machte in der 24. Minute Energie-Keeper Piplica zunichte: Zuerst parierte er einen harten Freistoß von Jörg Böhme per Faustabwehr und klärte dann auch noch den anschließenden Kopfball von Mpenza.

Energie versteckte sich aber nicht, hielt spielerisch mit und setzte ebenfalls immer wieder Akzente. Der wichtige zweite Treffer kurz vor der Pause war daher alles andere als unverdient. Eine hohe Flanke vom aufopferungsvoll kämpfenden Thielemann landete nach missglückter Abwehr eines Schalkers vor den Füßen von Sebastian Helbig. "Es standen ja noch zwei Schalker vor der Torlinie. Deshalb habe ich nicht einfach drauf gehalten, sondern mit der Inneseite die lange Ecke anvisiert", berichtete "Helbo" später über sein so wichtiges 2:0. Mit diesem Spielstand ging es dann auch in die Pause.

Die Schalker begannen den zweiten Durchgang deutlich engagierter. Zehn Minuten nach dem Seitenwechsel gelang der Elf von Trainer Huub Stevens der Anschlusstreffer: Nach präzisem Zuspiel von Mpenza schob Sand den Ball unhaltbar für Piplica ins Netz. Sein bereits vierter Saisontreffer gegen den FCE. Die Lausitzer zeigten sich jedoch unbeeindruckt, innerhalb weniger Minuten hatten Akrapovic und Hujdurovic die Chance, den alten Abstand wieder herzustellen. In der 62. Minute dann die Schlüsselszene der zweiten Halbzeit: Beeck brachte Böhme zu Fall, der rastete aus und revanchierte sich mit einer Tätlichkeit. Schiedsrichter Florian Meyer pfiff das Spiel sofort ab und zeigte die Rote Karte. In Überzahl ließ Energie nun keine Zweifel mehr aufkommen und spielte seinen Stiefel souverän runter. Allein Reghecampf hätte mit seiner Doppelchance, als er erst die Latte traf und anschließend am leeren Tor vorbeischoss, die Entscheidung auf dem Fuß. Zehn Minuten nach dem Platzverweis überlupfte dann aber Kobylanski nach traumhaften Zuspiel von Miriuta Torhüter Reck zum hochverdienten 3:1. In der 75. Minute konnte der eingewechselte Antun Labak sogar noch auf 4:1 erhöhen.

Nach dem Abpfiff herrschte selbstredend unbändige Freude auf Seiten der Cottbuser. "Etwas überrascht war ich schon, dass Schalke hier so offensiv antrat. Doch wir haben dann alles gründlich noch einmal besprochen und die Zuordnung hat dann im Spiel auch weitgehend geklappt", freute sich Geyer auf seine Art. Der Coach bezeichnete den Spielausgang auch als "Mutmacher" für die kommenden Aufgaben. Und auch der frühere Energietrainer Hans-Jürgen Stenzel prophezeite: "Das war unser bestes Heimspiel seit langem. So steigt Energie nicht ab!". Auf der anderen Seite trauerten die Schalker um den Verlust der Tabellenführung. Markus Happe fand deutliche Worte: "Das war keine Niederlage, das war eine richtige Klatsche".

Mit Blick auf das dramatische Saisonfinale, in dem die Bayern noch Last-Minute-Meister wurden und Schalke nur zum "Meister der Herzen" avancierte, ist auch dieses Spiel durchaus geschichtsträchtig. Für Energie bedeutete der Sieg Befreiung im Abstiegskampf und somit ganz wichtige drei Punkte. Die "Festung" Stadion der Freundschaft hatte an diesem Tag erneut stand gehalten - und am Saisonende sollte sich auch Hans-Jürgen Stenzels Vorhersage bestätigen. Nicht zuletzt durch Siege wie eben jener, am 3. Februar 2001.

(Text: Februar 2021)