-Spielbericht-
Karl-Marx-Stadt und Cottbus lieferten sich bereits zu DDR-Zeiten spannende Oberliga-Duelle. Der erste Sieg gelang Energie jedoch erst 1988. Wie ein Hattrick-Schütze zum Hoffnungsträger wurde.
Kalt war es an jenem 3. Dezember 1988. Nur 8.000 Fans hatten sich zum letzten Hinrunden-Heimspiel im Stadion der Freundschaft eingefunden. Saison-Minusrekord. Die anfängliche Euphorie nach der Oberliga-Rückkehr und ordentlichem Start in die Saison, war nach zuletzt drei Niederlagen der Ernüchterung gewichen. Nur knapp über dem Strich stehend drohte zur Winterpause der Abstiegsplatz. Und dann ging es auch noch gegen Hans Meyers Mannen vom FC Karl-Marx-Stadt. Die Bilanz gegen die Sachsen las sich ebenfalls ernüchternd - kein Sieg für die BSG in acht Aufeinandertreffen. Dennoch war dies für Pohland, Irrgang, Melzig, Fandrich, Besser und Co kein Grund die Partie abzuschenken. Im Gegenteil. Auf schwer bespielbarem, schneebedeckten Rasen präsentierte sich die Mannschaft als kämpferische und geschlossene Einheit und hatte die Partie trotz der Umstände gut im Griff. Einer stach allerdings besonders heraus: Petrik Sander. Ihm gelang an jenem Tag etwas, was in der Oberliga generell Seltenheitswert hatte - und was dem Stürmer persönlich bis dahin noch nie geglückt war. Drei aufeinanderfolgende Tore in einer Halbzeit - also ein lupenreiner Hattrick.
Schon in der 8. Minute bediente Jens Flügel den Angreifer per Flanke, Sander netzte sehenswert zum 1:0 ein. In der 27. Minute setzte sich Detlef Irrgang auf der Außenbahn durch und spielte den Ball in den Strafraum, wo wieder Sander lauerte und souverän einschob. Die Energie-Fans skandierten lautstark "Zugabe, Zugabe!", und sollten diese auch bekommen. Keine sieben Minuten später setzte sich Sander wie ein Schneepflug alleine gegen alle FCK-Spieler durch und vollendete stark zum 3:0. Drei Chancen, drei Tore. Energie hatte viel Kraft investiert und das Spiel zur Halbzeit dank effektiver Torausbeute und einem glänzend aufgelegten Stürmer praktisch entschieden. Defensiv stachen Jens Melzig und Ingo Schneider hervor, die alle Angriffe der Sachsen abblockten und den Gästen keinen Raum ließen. Zwar schwanden in der zweiten Hälfte auf dem rutschigen Geläuf zusehends die Kräfte, doch mehr als der 3:1-Anschlusstreffer durch Köhler wollte dem FCK nicht mehr glücken. Sander hätte sogar fast noch das vierte Tor nachgeschoben, scheiterte allerdings unglücklich. Nach dem Schlusspfiff war der erste Sieg gegen Karl-Marx-Stadt endlich geschafft. Und die Spieler gingen mit einem guten Gefühl und neuer Hoffnung in die Winterpause. Gäste-Trainer Hans Meyer lobte anerkennend das zweckmäßige Spiel der Cottbuser in der ersten Hälfte. Ein glücklicher Energie-Trainer Fritz Bohla wagte hingegen schon einen Ausblick auf die Rückrunde: „Wenn wir auch mal auswärts punkten und zu Hause weiter eine Macht bleiben, kann man optimistisch in die Zukunft schauen“. Und er sollte Recht behalten. Am Saisonende sicherte sich Energie erstmals in seiner Vereinsgeschichte den Oberliga-Klassenerhalt.
(Text: März 2022)
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