


Geburtstag | * 17.02.1969 in Tokarewka (Sowjetunion) |
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Nationalität | Deutschland |
Pflichtspiele Profis | 62 |
Tore Profis | 5 |
Zeit bei Energie | 07/1996 - 06/1998 |
Erstes Spiel für Energie | 04.08.1996, FC Energie - Eisenhüttenstädter FC Stahl 4:0 (1:0) |
Letztes Spiel für Energie | 24.05.1998, SV Stuttgarter Kickers - FC Energie 2:1 (2:0) |
Vereine vor Energie | ASC Nienburg (07/1978 - 06/1990) TSV Havelse 1912 (07/1990 - 06/1991) S.C. Fortuna Köln (07/1991 - 06/1993) TSV Eintracht Braunschweig (07/1993 - 06/1996) |
Vereine nach Energie | VfB Leipzig (07/1998 - 06/2000) Tennis Borussia Berlin (07/2000 - 06/2001) SV Arminia 1910 Hannover (07/2001 - 01/2002) TSV Havelse 1912 (01/2002 - 06/2002) |
Karriereende | 2002 |
Trainerkarriere | TSV Eintracht Braunschweig U19 (07/2002 - 06/2005, Trainer, Nachwuchskoordinator) TSV Eintracht Braunschweig (07/2005 - 11/2006, Co-Trainer) TSV Eintracht Braunschweig (10/2006, Interimstrainer) VfL Wolfsburg II (03/2007 - 11/2007, Trainer) TSV Alemannia Aachen (07/2009 - 06/2010, Co-Trainer) TSV Alemannia Aachen (09/2009, Interimstrainer) Al Merrikh SC (Sudan, 2011, Trainer) 1. FC Lokomotive Leipzig (01/2012 - 05/2012, Trainer) VfB Germania Halberstadt (07/2012 - 03/2014, Trainer) SV 07 Elversberg (07/2014 - 05/2015, Trainer) SV Darmstadt 98 (10/2016 - 07/2017, Scout) FK Lokomotiv Moskva (Russland, 07/2017 - 12/2018, Chefscout) 1. FC Köln (05/2019 - 01/2021, Chefscout) Hertha BSC (08/2021 - 06/2023, Scout) RasenBallsport Leipzig (07/2023 -, Scout) |
Saison | Wettbewerb | Spiele | Tore | Ein | Aus |
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1997/98 | 2. Bundesliga | 18 | 0 | 2 | 3 |
1997/98 | DFB-Pokal | 1 | 2 | 0 | 0 |
1996/97 | Regionalliga Nordost | 31 | 2 | 6 | 8 |
1996/97 | Relegation 2. Bundesliga | 2 | 0 | 0 | 0 |
1996/97 | DFB-Pokal | 5 | 1 | 1 | 0 |
1996/97 | FLB-Pokal | 5 | 0 | 1 | 1 |
Mit dem Namen Willi Kronhardt verbinden viele Fans unseres Vereins eine der schönsten und wichtigsten Zeiten der Clubgeschichte 1996/1997 war die Saison, in der sowohl der FC Energie als auch Willi Kronhardt deutschlandweit Bekanntheit erlangte. Es ist nicht nur die Geschichte des ersten Torjubels im Fußball mit verfasster Widmung (an seine damalige Freundin "Jule"), sondern vor allem der unbändige Wille einer ganzen Mannschaft, für die Kronhardt stellvertretend das 1:0 gegen den KSC im DFB-Pokalhalbfinale schoss. Dieses Tor war der Türöffner zur "Demontage eines Bundesligisten", wie ein ARD-Kommentator treffend formulierte und brachte den Verein ins Endspiel nach Berlin. Das Finale war allerdings nur die perfekte Zugabe nach einer unfassbaren Regionalligasaison, die nach den Relegationsspielen gegen Hannover mit dem Aufstieg veredelt wurde. Kronhardt selbst absolvierte von 1996 bis 1998 62 Pflichtspiele für Energie und erzielte 5 Treffer. Wir blicken anlässlich seines 50. Geburtstages noch einmal auf Willi Kronhardts Karriere zurück!
Willi Kronhardt wurde 1969 im sowjetischen (heute kasachischen) Tokarewka geboren. Mit neun Jahren kam er mit seiner Familie nach Deutschland. Bereits in jungen Jahren liebte es Kronhardt mit den anderen Kindern gegen den Ball zu treten, weswegen ihn seine Eltern gleich beim ASC Nienburg anmeldeten. Für den niedersächsischen Verein spielte Kronhardt 12 Jahre in der Jugend und wuchs dort fußballerisch und menschlich zum jungen Erwachsenen heran. Im Sommer 1990 bekam er bereits die Chance in die 2. Bundesliga zu wechseln, nachdem der TSV Havelse als Aufsteiger in die Profiliga nach fähigen Leuten aus der Region suchte. Mittelfeldmann Kronhardt wurde sofort Stammspieler beim TSV, absolvierte 32 Zweitligaspiele und schoss zwei Tore. Leider musste Havelse nach nur einem Jahr die Liga wieder nach unten verlassen.
Kronhardt hatte allerdings auf Grund guter Leistungen auf sich aufmerksam gemacht, weswegen er nach einem Angebot von Fortuna Köln auch weiterhin in der 2. Bundesliga spielen durfte. In der Hinrunde 1991/92 stand er auch 17 Mal für die Fortuna auf dem Rasen, verlor in der Rückrunde jedoch seinen Stammplatz. Da die Saison auf Grund der Eingliederung der ehemaligen DDR-Clubs zweigeteilt war und einige Vereine wie Blau-Weiß 90 Berlin (Lizenzentzug), Stahl Brandenburg, Halle und Erfurt absteigen mussten, rückte im Norden Fortuna Köln auf den Relegationsplatz. Die Fortuna und 1860 München spielten gemeinsam mit dem Dritten der Oberliga Nord (TSV Havelse) eine Relegationsrunde, die Fortuna Köln gewann und somit in der 2. Bundesliga blieb. Kronhardt konnte somit auch 1992/93 noch ein Jahr beim Zweitligisten kicken, für den er jedoch nur noch ein Spiel bestreiten sollte. Abseits des Vereinsfußballs nahm Kronhardt 1993 mit der Bundeswehr-Nationalmannschaft an der Militär-Weltmeisterschaft in Marokko teil und belegte den dritten Rang. Da es in Köln nicht mehr so recht lief, wechselte er im Sommer 1993 zu Eintracht Braunschweig.
In Braunschweig knüpfte Kronhardt da an, wo er in Havelse aufgehört hatte. Mit 19 Spielen im ersten Jahr und einem zweiten Platz mit dem Oberligisten fügte er sich hervorragend in die Mannschaft ein. In der Regionalligasaison 1994/95 konnte er sich sogar einen Stammplatz erspielen und glänzte nun auch zunehmend als Torschütze. In 29 Partien traf der Mittelfeldmann sieben Mal für die Eintracht und sorgte so auch für den sechsten Platz des TSV. 1995/96 griff er mit den Gelb-Blauen dann sogar ganz oben an und kämpfte um den Relegationsplatz zur 2. Bundesliga - am Ende landete man hinter dem VfB Oldenburg aber nur auf Rang zwei. Nach 71 Einsätzen und 10 Toren für die Eintracht war es Kronhardts Ehrgeiz und sein Gespür, der ihn zum anschließenden Wechsel nach Cottbus bewegte. Denn auch in Cottbus wollte und sollte der Verein in der Folge ganz oben angreifen.
Als Willi Kronhardt im Sommer 1996 zum FC Energie wechselte, war indes noch gar nicht greifbar in welch irre und sensationelle Richtung es den Verein tragen sollte. Trainer Geyer jedenfalls nahm Kronhardt sogleich in seine Mittelfeldachse um Jens-Uwe Zöphel, Holger Fraedrich und Jörg Woltmann auf und schenkte ihm von Spieltag eins an das Vertrauen. Kronhardts Einstand beim Regionalligaauftakt in Eisenhüttenstadt hätte auch nicht viel besser laufen können: beim 4:0 Auswärtssieg schoss er das dritte Tor für Energie und krönte eine hervorragende Leistung. Auch in den folgenden Spielen siegten er und Cottbus nach Belieben - nur eine Rote Karte beim 6:1 über Velten am 3. Spieltag bremste Kronhardt kurzzeitig aus. Nachdem er die Zwei-Spiele-Sperre überstanden hatte, meldete er sich beim 4:0-Auswärtssieg gegen Union Berlin mit einem Tor zurück.
Doch nicht nur in der Liga setzte Energie ein Achtungszeichen nach dem anderen - insbesondere im Pokal machten sich Kronhardt und Co deutschlandweit einen Namen. Mit den Stuttgarter Kickers (1:0 n.V.) und dem VfL Wolfsburg (1:0) wurden bereits zwei höherklassige Teams aus dem Weg geräumt. Als es dann im Achtelfinale zu einer wahren Pokalschlacht gegen den MSV Duisburg kam, brachte Ede Geyer nach dem 2:2-Ausgleichstor der Zebras in der 99. Minute Willi Kronhardt ins Spiel. Der warf all seine Erfahrung in die Waagschale und konnte mit der Mannschaft am Ende das Elfmeterschießen erreichen. Dort übernahm Kronhardt Verantwortung und verwandelte den vorletzten Cottbuser Elfmeter zum 6:5. Am Schluss wurde durch das 7:6-Endergebnis auch der nächste Favorit gestürzt. Nachdem auch im Viertelfinale St. Pauli im Elferschießen bezwungen werden konnte, folgte im Halbfinale das Spiel des Jahres gegen den Karlsruher SC.
Dieses Spiel sollte nicht nur den FC Energie deutschlandweit berühmt machen - auch Willi Kronhardt trug sich durch seinen Trikotjubel nach dem so erlösenden 1:0-Führungstreffer in die Geschichtsbücher ein. Denn mit seinem Gruß an die damalige Freundin "Jule", welcher in großen Lettern auf dem weißen T-Shirt zu bewundern war, startete Kronhardt einen wahren Trend von Grußbotschaften auf den Plätzen der Republik. Doch neben dieser unscheinbaren Randnotiz schafften er und Energie an diesem Tag vor allem eine wahre Sensation und zerlegten den KSC nach allen Regeln, klar und deutlich mit 3:0. Der Bundesligist war raus - der Regionalligist stand im DFB-Pokalfinale. Damit war der FCE erst der zweite Amateurclub dem dieser Erfolg gelungen war. Auch im Finale stand Kronhardt über die vollen 90 Minuten auf dem Platz und war der Denker und Lenker im defensiven Mittelfeld. Leider musste sich Energie im Berliner Olympiastadion am Ende der abgezockten Stuttgarter Mannschaft mit 0:2 geschlagen geben. Nichtsdestotrotz war diese Pokalsaison ein Meilenstein in der Geschichte unseres Vereins und bleibt auf ewig unvergessen.
Denn die Saison hatte bereits vor dem Finale in Berlin den Höhepunkt geliefert. Souverän holten Kronhardt und die seinen den Staffelsieg in der Regionalliga und erreichten so die Relegation um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Gegner war bekanntermaßen der Nord-Staffel-Sieger Hannover 96, der in Hin- und Rückspiel gegen den FCE antrat. Auch in diesen enorm wichtigen Spielen stand Kronhardt insgesamt 180 Minuten seinen Mann und brachte den Cottbusern im Mittelfeld das nötige Übergewicht um die leicht favorisierten 96er schier zur Verzweiflung zu bringen. Mit 3:1 setzte sich Energie nach beiden Spielen durch und schaffte so den hochverdienten Aufstieg, der eine Fabelsaison abrundete und den weiteren Weg unseres Vereins ebnete.
Auch in der neuen Saison, der ersten in der 2. Bundesliga für Energie, kam Kronhardt wieder auf seine Einsatzzeiten. Am sechsten Spieltag betrat er das erste mal seit vier Jahren wieder Zweitligarasen und konnte mit Energie einen 1:0-Erfolg über Meppen feiern. Auch beim Sieg über Greuther Fürth (3:0) oder bei den Auswärtserfolgen in Düsseldorf (2:1) oder Wattenscheid (2:0) machte Kronhardt gewohnt starke Spiele und rechtfertigte immer wieder seine Aufstellung. Am Saisonende schaffte er mit Energie einen starken 8. Platz und erreichte damit das angestrebte Ziel Klassenerhalt bei Weitem. Er selbst war dabei 18 Mal eingesetzt worden und schraubte seine Pflichtspielstatistik auf 62 Einsätze und fünf Tore für den FCE nach oben. Im Sommer 1998 verabschiedete sich Kronhardt allerdings nach zwei wahnsinnig erfolgreichen Jahren aus Cottbus.
Kronhardt verließ Energie in Richtung Leipzig, wo er beim VfB wieder Regionalliga spielte. Mit den Leipzigern wurde er auf Anhieb Zweiter und musste lediglich dem Chemnitzer FC den Vortritt für den Relegationsplatz lassen. In der Saison 1999/2000 fand eine Regionalligareform statt, die die Ligaeinteilung von vier Staffeln auf zwei begrenzte, weswegen es Kronhardt und den VfB trotz Platz 9 in die Oberliga hinabzog. Kronhardt, der ohnehin nicht mehr viele Spiele in Leipzig absolviert hatte, wechselte 2000 zu Regionalligist Tennis Borussia Berlin, für die er 19 Mal auflaufen konnte. Nachdem TeBe bereits aus der zweiten Liga abgestiegen war, wurden sie auch in der Regionalliga durchgereicht und so musste Kronhardt auch aus Berlin einen Abstieg mitnehmen. Mit nun 32 Jahren entschied sich Kronhardt zur Rückkehr in die Heimat nach Niedersachsen, wo er noch ein halbes Jahr für den Oberligisten SV Arminia Hannover die Schuhe schnürte und anschließend 2002 bei seinem Ex-Verein TSV Havelse die Karriere ausklingen ließ.
Es folgte Kronhardts umfangreiche Laufbahn als Trainer, die 2002 mit der Übernahme der U19 von Eintracht Braunschweig begann, ihn 2005 zum Co-Trainer der Eintracht-Profis machte und im Oktober 2006 kurzzeitig als Interimscoach auf den Cheftrainerposten führte. Ab März 2007 übernahm Kronhardt dann den Trainerposten der zweiten Mannschaft des VfL Wolfsburg. Mit den "Wölfen" schaffte Kronhardt den Aufstieg aus der Oberliga in die Regionalliga Nord. Nach der Entlassung im November 2007 fand er im Jahre 2009 als Co-Trainer bei Alemannia Aachen eine Anstellung. Aufgrund der Trennung der Alemannia von Trainer Jürgen Seeberger im September 2009 war Kronhardt auch in Aachen als Interimstrainer tätig.
Im Sommer 2010 endete seine Zeit beim Zweitligisten und er sammelte ab 2011 im Sudan bei Al Merrikh SC weitere Erfahrungen. Mit dem Hauptstadtklub gewann er sowohl den Pokal als auch die Meisterschaft. Von Januar 2012 an war er dann Cheftrainer beim Oberligisten 1. FC Lokomotive Leipzig, und stieg mit dieser Mannschaft in die Regionalliga auf. Nach Unstimmigkeiten mit der Vereinsführung wechselte er bereits im Mai 2012 zum künftigen Regionalliga-Konkurrenten VfB Germania Halberstadt. Für Halberstadt war er bis März 2014 tätig. 2014/15 heuerte Kronhardt dann beim SV 07 Elversberg an und verpasste mit der Mannschaft auf Rang 3 nur knapp den Relegationsplatz. Seit Oktober 2016 arbeitet Kronhardt als Scout - bis Juli 2017 war er in der Funktion für den SV Darmstadt 98 unterwegs und führte diese Tätigkeit anschließend auch für Lokomotive Moskau aus. Als Chefscout der Russen konnte er 2018 die Meisterschaft feiern. Inzwischen ist Willi Kronhardt allerdings wieder nach Deutschland zurückgekehrt.
(Stand: Februar 2019)