Energie Cottbus
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1. Mannschaft 2014/15Sven Michel

Angriff Sven Michel

Geburtstag * 15.07.1990 in Freudenberg
NationalitätDeutschland
Pflichtspiele Profis73
Tore Profis16
Zeit bei Energie01/2014 - 06/2016
Energiefußballer des Jahres2014: 1. Platz
2015: 2. Platz
Erstes Spiel für Energie16.02.2014, VfR Aalen 1921 - FC Energie 2:2 (1:1)
Letztes Spiel für Energie14.05.2016, FC Energie - 1. FSV Mainz 05 II 2:3 (0:0)
Vereine vor EnergieTuS Alchen 1957 (07/1996 - 06/2002)
SV Fortuna Freudenberg-Büschergrund 1907 (07/2002 - 06/2003)
BV Borussia 09 Dortmund (07/2003 - 06/2004)
SuS Niederschelden-Gosenbach (07/2004 - 06/2010)
Sportfreunde Siegen 1899 (07/2010 - 12/2012)
Borussia VfL 1900 Mönchengladbach (01/2013 - 01/2014)
Vereine nach EnergieSC Paderborn 07 (07/2016 - 01/2022)
1. FC Union Berlin (01/2022 - 06/2023)
FC Augsburg 1907 (07/2023 - 07/2024)
SC Paderborn 07 (07/2024 -)

Saisonstatistik

Saison Wettbewerb Spiele Tore Ein Aus
2015/163. Liga23269
2015/16DFB-Pokal1000
2015/16FLB-Pokal1201
2014/153. Liga29844
2014/15DFB-Pokal1100
2014/15FLB-Pokal4101
2013/142. Bundesliga14242

Biographie

An Sven Michel haben viele Energiefans sicherlich noch gute Erinnerungen. Als er im Winter 2013/14 nach Cottbus kam, befand sich Energie auf dem letzten Platz der zweiten Liga. Im Abstiegskampf sollte er dabei helfen, das Ruder doch noch irgendwie herumzureißen - und spielte sich recht schnell in die Herzen der Anhängerschaft. Er war einer der Lichtblicke im Jahr des Abstiegs und blieb Energie auch in Liga drei erhalten. Besonders im ersten Drittliga-Jahr gehörte er zu den auffälligsten und besten Spielern im Kader und gewann 2014 auch die Wahl zum "Energiefußballer des Jahres". Insgesamt 73 Spiele, 16 Tore und jede Menge Assists zeichnen seine Cottbuser Zeit aus. Später folgte in Paderborn sein doppelter Aufstieg bis in die Bundesliga, der ihn deutschlandweit berühmt machte.

Sven Michel wurde 1990 im siegerländischen Freudenberg geboren. Mit bereits sechs Jahren schloss er sich der TuS Alchen, einem Stadtteilklub der Gemeinde Freudenberg an und erlernte dort das Fußballspielen. Im Alter von zwölf Jahren erfolgte dann der Wechsel zum S.V. Fortuna Freudenberg-Büschergrund, wo er allerdings nur ein Jahr spielte. Denn 2003 klopfte Borussia Dortmund an und holte das hoffnungsvolle Talent in seine Jugend. Nach einem Jahr in der U14 des BVB ging er zurück nach Siegen, wo er beim SUS Niederschelden e.V., einem in der Stadt Siegen beheimateten Verein, seine Jugendzeit fortsetzte. Mit Niederschelden feierte er auch einige Erfolge, stieg beispielsweise mit der A-Jugend 2009 in die Bezirksliga auf und machte anschließend die ersten Schritte im Männerbereich des Landesligateams.

Ab 2010 kickte Sven Michel schließlich für die Sportfreunde Siegen von 1899 e.V.. Auch hier führte ihn der Weg erstmal in die Landesliga, wo die Sportfreunde ihre zweite Mannschaft aufboten. Recht schnell wurde jedoch deutlich, dass das Talent des Offensivspielers zu größerem verpflichtete, weswegen er nach kurzer Zeit in die erste Mannschaft hochgezogen wurde. 2011/12 spielte er mit den Siegenern noch in der NRW-Liga, schoss in 34 Spielen elf Tore und schaffte prompt den Aufstieg in die Regionalliga West. Auch eine Liga höher war Michel kaum zu bremsen, traf in der Hinrunde 2012/13 insgesamt 14 Mal für die Sporfreunde und weckte dadurch Begehrlichkeiten der ganz großen Klubs. So verpflichtete Borussia Mönchengladbach den Angreifer schon im Winter ebenjener Saison und steckte ihn vorerst in die ebenfalls in der Regionalliga spielende zweite Mannschaft. Und auch für Borussias "Zweite" war Michel erfolgreich, traf in der Rückrunde weitere sechs Mal und sicherte sich so mit 20 erzielten Treffern die Torjägerkanone. Auch 2013/14 begann für Michel mit einer guten Hinrunde beim VfL II, in der er sechs Mal einnetzen konnte.

In Cottbus hatte man die Offensivkünste des technisch versierten Mannes auch längst wahrgenommen und war im Abstiegskampf der zweiten Liga für jede Unterstützung dankbar. So verpflichtete Energie den jungen Stürmer in der Winterpause der bis dato recht erfolglosen Saison. Michel kam in eine Mannschaft, die auf Platz 18 stand und aus der Hinrunde nur drei Siege eingefahren hatte. Keine leichte Situation für einen 23-jährigen, der sich erstmals im Profifußball behaupten sollte. Umso unbekümmerter und bemerkenswerter war dann gleich sein erster Auftritt im FCE-Dress. Am 16. Februar, beim Auswärtsspiel in Aalen, lag Energie nach 84 Minuten mit 1:2 hinten. Stephan Schmidt brachte Michel für die letzten Minuten in die Partie, in der Energie noch einmal alles nach vorne warf. Mit der letzten Aktion des Spiels bediente Mathias Fetsch den Debütanten, der per Kopf zum 2:2 in der 93. Minute einnickte. Erstes Tor im ersten Spiel und der erste Punktgewinn für Energie.

Nur eine Woche später zeigte Michel auch seine Qualitäten als Vorlagengeber. Als es nach 45 Minuten bereits 0:3 gegen Erzgebirge Aue stand, kam Michel zu Beginn der zweiten Hälfte ins Spiel. Mit zwei Vorlagen zu zwei Stiepermann-Toren fügte er sich erneut nahtlos ein, auch wenn das Spiel dennoch punktlos mit 2:3 verloren ging. Zum Held des Tages avancierte er wieder nur eine Woche später im Heimspiel gegen Angstgegner Kaiserslautern. Erstmals von Beginn an auf dem Platz, traf Michel bereits nach drei Minuten zum goldenen Tor des Tages und brachte den fast 9.000 Zuschauern wieder etwas Hoffnung im Abstiegskampf zurück. Leider waren dies nur kleine Strohfeuer, da die Mannschaft im weiteren Saisonverlauf immer wieder ins Straucheln geriet und am Ende verdientermaßen absteigen musste. Die Zukunft von Sven Michel war indes geklärt - er blieb dem Verein auch nach dem Abstieg in die 3. Liga treu.

Nach dem Neuaufbau des Kaders in der dritthöchsten Spielklasse gehörte Sven Michel nun zu einem der wichtigen Eckpfeiler der Mannschaft um den neuen Trainer Stefan Krämer. Und wieder startete der Angreifer stark in die Saison, krönte eine fabelhafte Leistung am ersten Spieltag in Osnabrück mit einem Tor und einem Assist zum 3:1-Erfolg. Michel beackerte die linke Seite auch in den folgenden Partien gewohnt einsatzfreudig, scheute keinen Zweikampf und bestach durch seinen schnellen Antritt und eine herausragende Technik. Weitere Tore für Energie waren die Folge - so traf er beim 2:0 über Wiesbaden, sorgte für einen Auswärtssieg in Chemnitz (1:0) und holte Punkte gegen Bielefeld und Fortuna Köln (je 1:1). Insgesamt traf Michel acht Mal für Energie und holte am Ende Platz sieben mit den Lausitzern. Zudem gewann er den Landespokal, an dem Energie erstmals seit dem Abstieg aus den beiden ersten Ligen teilnehmen durfte. Auch eine persönliche Auszeichnung wurde ihm zuteil - so gewann er die von den Energiefans verliehene Auszeichnung "Energiefußballer des Jahres". Eine Würdigung seines steten Einsatzes, die sich der Publikumsliebling im Abstiegsjahr und der Drittliga-Hinrunde mehr als verdient hatte.

Das zweite Jahr in Liga drei begann für Michel ähnlich turbulent wie das erste. Zu den beiden 2:0-Auftakterfolgen gegen Halle und bei Werder Bremens zweiter Mannschaft steuerte er ein Tor und eine Vorbereitung bei und katapultierte Energie kurzzeitig auf den ersten Platz. Ein trügerischer Vorbote, der den Rest der Saison für die Mannschaft nicht im Ansatz zu beschreiben vermochte. Drei Niederlagen folgten, beim 1:2 gegen Osnabrück flog Michel dann auch noch mit Gelb-Rot vom Platz und zu allem Überfluss setzte ihn nur wenig später eine schwere Bänderdehnung und ein anschließender Syndesmosebandriss fast für die komplette Hinrunde außer Gefecht. Erst am 18. Spieltag kehrte der Hoffnungsträger auf den Platz zurück und feierte mit der Mannschaft nach langer Durststrecke erstmals wieder einen Sieg (2:1 gegen Erfurt). Auch in den restlichen drei Partien bis zur Winterpause blieb die nun wieder mit Sven Michel spielende Mannschaft ohne Niederlage. Nach der Winterpause konnte diese Konstanz indes nicht gehalten werden und Energie rutschte immer weiter ab. Lichtblicke waren sicherlich der 2:1-Auswärtssieg in Kiel, sowie das 2:0 über Magdeburg, bei dem Michel abermals als Torschütze und Vorbereiter auftrat. Im Saisonfinale musste Michel dann erneut passen und fiel aufgrund von Muskelbeschwerden wochenlang aus.

Für die letzten beiden Spiele unter Wollitz in Erfurt (1:0) und gegen Mainz 05 II kämpfte sich Michel noch einmal auf den Platz zurück. Und besonders im so dramatischen Spiel gegen die Mainzer Reserve war er es, der nach seiner Einwechslung für Belebung sorgte und den zwischenzeitlichen Ausgleich von Sukuta-Pasu durch seinen starken Einsatz vor dem Elfmeterpfiff einleitete. Am Ende reichte es allerdings nicht für Energie und das Spiel ging mit 2:3 verloren. Die Mannschaft brach nach dem Abstieg auseinander und auch Sven Michel sollte den Verein nach 73 Pflichtspielen und 16 erzielten Treffern nun wieder verlassen.

Es folgte Michels Wechsel zum SC Paderborn 07, der aus heutiger Sicht sicherlich den ganz großen Karriereschub bedeutete, allerdings ziemlich durchwachsen begann. Denn auch die Paderborner, die erst frisch aus Liga zwei abgestiegen waren, gerieten in einen Abstiegsstrudel und kämpften um den Erhalt des Profifußballs. Michel gehörte auch in Paderborn von Beginn an zur Stammbesetzung und schoss im ersten Jahr fünf Tore. Am Saisonende stand Paderborn auf einem Abstiegsplatz, konnte aber trotzdem die Klasse halten, da Zweitligaabsteiger 1860 München keine Unterlagen für die Zulassung zur 3. Liga eingereicht hatte und in die Regionalliga Bayern zwangsversetzt wurde. Glück für Michel und den SCP, die dadurch in der 3. Liga bleiben durften.

Was dann geschah, darf man im Nachhinein wohl als großes Fußballwunder bezeichnen. Denn statt erneutem Abstiegskampf spielte der SCP um die vorderen Plätze mit - nicht zuletzt auch wegen Michels hervorragender Torquote. In 37 Einsätzen schoss der Stürmer 19 Tore und legte zwölf Mal zu Treffern der Mitspieler auf. Der Topscorer der Liga verhalf den Paderbornern somit zur Vizemeisterschaft in Liga drei und stieg mit den Ostwestfalen in die 2. Bundesliga auf. Der ersten Fabelsaison folgte die nächste, denn auch eine Liga höher zeigten die Paderborner eine unbekümmerte und offensivstarke Leistung nach der anderen und schafften am Ende tatsächlich den Durchmarsch bis in die Bundesliga. Michel, erneut mit zehn Treffern zweistellig erfolgreich, war am Zenit seiner bisherigen Karriere angelangt. Und künftig durfte er sein Können nun also in der Bundesliga vor ausverkauften Stadien gegen Bayern, Dortmund und Co. präsentieren.

Fast schon Michel-typisch gelang ihm auch prompt zum Auftakt in Leverkusen seine Bundesliga-Torpremiere. Leider unterlag er der Bayer-Elf an der Seite vom anderen Ex-Cottbuser Streli Mamba, der ebenfalls traf, mit 2:3. Erwartungsgemäß folgten noch weitere Rückschläge für die Paderborner, die sich von Beginn an im Abstiegskampf befanden. Michel ließ seinem Auftakttreffer noch vier weitere folgen, ein wichtiges Tor beim 1:0-Sieg in Bremen, aber auch ein unvergessliches beim Auswärtsspiel in München, als Michel eine Viertelstunde vor dem Ende den Paderbornern fast einen überraschenden Punkt beschert hätte (Endstand 3:2 für die Bayern). Auch im Saisonfinale zählte Michel wieder zu den besten Spielern im Kader, schoss an den letzten beiden Spieltagen jeweils ein Tor, musste am Ende aber doch mit dem SCP den Gang in die zweite Liga antreten. Dennoch war die Bundeligasaison die wohl spannendste und lehrreichste Zeit seiner Karriere, die noch lange nicht zu Ende zu sein scheint.

(Stand: Juli 2020)