Energie Cottbus
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2. Mannschaft 1979/80Siegfried Wünsch

Mittelfeld Siegfried Wünsch

Geburtstag * 16.02.1950 in Jüterbog
NationalitätDeutschland
Pflichtspiele Profis220
Tore Profis15
Zeit bei Energie11/1972 - 06/1980
Mannschaftskapitän01/1974 - 06/1979
Erstes Spiel für Energie26.11.1972, BSG Energie - BSG Motor Eberswalde 1:0 (1:0)
Letztes Spiel für Energie21.06.1980, BSG Chemie Böhlen - BSG Energie 2:2 (0:1)
Vereine vor EnergieBSG Aufbau Jüterbog (07/1960 - 06/1966)
BSG Lokomotive Jüterbog (07/1966 - 06/1968)
FC Vorwärts Berlin (07/1968 - 07/1971)
FC Vorwärts Frankfurt (Oder) (07/1971 - 10/1972)
Vereine nach EnergieBSG Lokomotive RAW Cottbus (08/1980 - 06/1986)
Karriereende1986
TrainerkarriereBSG Lokomotive RAW Cottbus (07/1985 - 06/1990, Co-Trainer)

Saisonstatistik

Saison Wettbewerb Spiele Tore Ein Aus
1979/80DDR-Liga Staffel D21000
1979/80Aufstiegsrunde zur DDR-Oberliga8000
1979/80FDGB-Pokal3001
1978/79DDR-Liga Staffel D21100
1978/79Aufstiegsrunde zur DDR-Oberliga8000
1978/79FDGB-Pokal7000
1977/78DDR-Liga Staffel D21300
1977/78FDGB-Pokal5001
1976/77DDR-Liga Staffel D20100
1976/77FDGB-Pokal1000
1975/76DDR-Oberliga26131
1975/76FDGB-Pokal3002
1974/75DDR-Liga Staffel D18310
1974/75Aufstiegsrunde zur DDR-Oberliga8000
1974/75FDGB-Pokal2000
1973/74DDR-Oberliga23301
1973/74FDGB-Pokal5200
1972/73DDR-Liga Staffel B12020
1972/73Aufstiegsrunde zur DDR-Oberliga8101

Biographie

Siegfried Wünsch spielte von 1972 bis 1980 für unseren Verein und hat in dieser Zeit ganze 220 Pflichtspiele absolviert - damit belegt er Platz 15 in der Vereinshistorie. Dabei gelang Wünsch 1973 und 1975 der Aufstieg in die DDR-Oberliga, in der der Mittelfeldspieler jeweils als Stammspieler unsere Farben vertrat. Siegfried Wünsch war ein unermüdlicher Antreiber im Mittelfeld, der Cottbus viele Jahre als Kapitän auf den Platz führte und sich ab und an auch vor dem Tor zeigte. 15 Tore, darunter auch sehr wichtige wie jenes in der ersten Oberliga-Aufstiegsrunde bei Vorwärts Leipzig (2:1) konnte Wünsch für Energie erzielen. Als die Legende 1980 den Verein verließ, konnte Lok Raw Cottbus noch 10 weitere Jahre von seinen Erfahrungen profitieren - als Spieler und als Trainer.

Siegfried Wünsch wurde 1950 im brandenburgischen Jüterbog geboren. Damals wie auch heute üblich, schloss sich Wünsch im Kindesalter dem örtlichen Heimatverein an, um seine Fußballleidenschaft auszuleben. Ab Sommer 1960 kickte er so für die BSG Aufbau Jüterbog, die bis 1966 auch eine Bezirksligamannschaft besaß. Als der Wohnungsbaubetrieb dann seine Unterstützung für die BSG Aufbau einstellte, wurde diese daraufhin aufgelöst. Die Sektion Fußball wurde von der BSG Lokomotive Jüterbog übernommen, für die Wünsch noch bis 1968 im Nachwuchs spielte. Schon als 17-jähriger konnte er auch für die Männermannschaft der Jüterboger in der Bezirksliga auflaufen und schoss dabei beeindruckende zehn Tore. Da sein Talent nicht unentdeckt blieb, klopfte schließlich mit dem fünffachen Meister FC Vorwärts Berlin eine der Spitzenmannschaften des DDR-Fußballs an. Wünsch wechselte daraufhin in die Hauptstadt und erlebte, wie der Klub 1969 erneut die Meisterschaft gewann. Dabei saß er als 19-jähriger schon bei den Berlinern auf der Bank und war somit auch bei den Reisen zu den internationalen Spielen im Europapokal mit dabei. Wünschs Debüt in der ersten Mannschaft ließ allerdings noch etwas auf sich warten. In der Saison 1970/71 gab er am 23. Spieltag ab der 83. Minute beim 2:1-Sieg über die BSG Stahl Riesa als Einwechsler seinen Einstand. Auch zwei Wochen später konnte er eine weitere Partie für die Berliner absolvieren.

Am 31. Juli 1971 wurde der Verein nach einem Beschluss des Verteidigungsministeriums nach Frankfurt (Oder) delegiert. Die Hintergründe dieser Verlegung wurden niemals öffentlich dargelegt, jedoch gilt als sicher, dass MfS-Chef Erich Mielke hierbei eine entscheidende Rolle gespielt und die Delegation vorangetrieben haben soll. In Frankfurt musste der Klub dann auch seine einstigen Titelambitionen zurückschrauben und konnte erst 1979 wieder eine Meisterschaft feiern. "Siggi" Wünsch spielte 1971/72 nur zwei Oberliga-Partien für die Oderstädter und verabschiedete sich im Oktober 1972 aus Frankfurt. Ihn zog es nun zum ambitionierten DDR-Ligisten Energie Cottbus, der bis dato allerdings noch nie in der höchsten Spielklasse vertreten war. Doch auch das sollte sich mit Siegfried Wünsch schon bald ändern.

Als Wünsch mit Energie in seine erste Saison ging, war diese bereits voll im Gange. Der Mittelfeldspieler konnte nach dem Austritt aus der Armee erst Ende November für den neuen Klub auflaufen und kam beim Heimspiel gegen Motor Eberswalde (1:0) erstmals von der Bank. Auch im prestigeträchtigen Stadtderby bei Vorwärts Cottbus wurde Wünsch zur Halbzeit eingewechselt - da führte die Armeesportgemeinschaft allerdings bereits mit 2:0 (Endstand: 2:1). Es war jedoch das letzte Spiel, das Wünsch nur als Einwechsler spielen sollte. Die restlichen Spiele der Hinrunde sowie in allen Begegnungen der Rückrunde stand er in der Startelf und spielte eine wirklich tolle Saison. Er passte auf Anhieb ins Spielsystem von Manfred Kupferschmied, der in ihm alsbald schon seinen verlängerten Arm sehen sollte. Energie erreichte mit Wünsch den 2. Platz und nahm an der Aufstiegsrunde zur Oberliga teil. Dort erzielte Wünsch auch seinen ersten Treffer für Cottbus, als es am 6. Spieltag zu Vorwärts Leipzig ging und Wünsch kurz vor der Pause nach einer Ecke auf 2:0 erhöhte (Endstand 2:1). Dieses wichtige Tor ebnete den Weg, der letztendlich im Aufstieg enden sollte. Erstmals konnte der Verein in die höchste Spielklasse der DDR aufsteigen.

Bereits in den ersten Spielen schaffte es die Mannschaft sich mit vier Punktgewinnen gegen Karl-Marx-Stadt (1:1), Chemie Leipzig (3:3), Hansa Rostock (0:0) und Rot-Weiß Erfurt (1:1) Respekt zu verschaffen - leider belohnte sie sich dabei nicht mit der doppelten Punktausbeute. Siegfried Wünsch war es übrigens, der beim spektakulären 3:3 in Leipzig nach dem 0:2-Rückstand den Anschlusstreffer erzielte und damit die Aufholjagd seiner Mannschaft einleitete. Erst am letzten Hinrundenspieltag gelang es der Truppe dann auch den ersten Sieg einzufahren - mit 2:1 holte Energie bei Stahl Riesa den ersten Gewinn seiner Oberligageschichte. Wünschs Ansehen in der Mannschaft und beim Trainerteam war auf Grund seiner tollen Leistungen und seines mannschaftsdienlichen Verhaltens sehr hoch und führte letztendlich dazu, dass er zur Rückrunde zum neuen Kapitän ernannt wurde. So führte Wünsch als Spielführer die Elf gegen Karl-Marx-Stadt und Chemie Leipzig zu Punkten (je 0:0) und sorgte gegen Erfurt und den BFC Dynamo (je 1:1) mit seinen Saisontreffern zwei und drei sogar selbst für positive Ergebnisse. Am Ende konnte die Mannschaft allerdings der Konkurrenz nicht mehr viel entgegensetzen und musste den Abstieg hinnehmen.

Natürlich wurde zur Spielzeit 1974/75 der sofortigen Wiederaufstieg als Ziel ausgegeben und die Mannschaft um Siegfried Wünsch setzte diese Zielstellung auch eindrucksvoll um. Schon früh erklomm die BSG die oberen Plätze der DDR-Liga und gab sich einen Zweikampf mit Lokomotive Dresden. Im Spitzenspiel am 8. Spieltag kam es zum direkten Vergleich mit den Dresdenern, den Energie mit 4:1 eindrucksvoll für sich entschied - das wichtige 1:0 erzielte dabei Wünsch selbst, der damit den Sieg und auch den Wechsel an der Tabellenspitze einleitete. Energie konnte sich bis zum Schluss ganz oben halten und erreichte erneut die Aufstiegsrunde. Und auch diese wurde trotz hochkarätiger Konkurrenz wie Union Berlin, Chemie Leipzig oder Wismut Gera siegreich durchlaufen und am Ende stand Oberliga-Aufstieg Nummer zwei zu Buche.

Die zweite Oberliga-Spielzeit unseres Vereins zeichnete sich 1975/76 deutlich erfolgreicher ab als die erste. Der Auftakt wurde mit 1:1 gegen Sachsenring Zwickau gut begonnen und wäre wahrscheinlich noch erfolgreicher gewesen, wenn Wünschs fulminanter Schuss nicht an der Latte sondern im Tor gelandet wäre. Die knappe Niederlage gegen den späteren Meister Dynamo Dresden (3:4) oder das bemerkenswerte 2:2 gegen den Spitzenklub aus Magdeburg waren sicherlich gute Resultate, genauso wie der frühe erste Saisonsieg bei Mitaufsteiger Chemie Leipzig (4:1). Allerdings waren es am Ende wieder eine Reihe von sieglosen Spielen, die der Mannschaft den Klassenerhalt kosten sollten. Auch wenn diesmal öfter gewonnen wurde als in der Premierensaison und Siege gegen Halle (1:0) und bei Lok Leipzig (2:1) sicherlich Lichtblicke waren, so blieb am Ende doch wieder nur der Gang in die DDR-Liga.

Für Siegfried Wünsch und seine Mannschaftskameraden begann nun in den kommenden vier Spielzeiten der ewige Kampf um die Rückkehr in die Oberliga. Nach einem ernüchternden fünften Platz 1977 schaffte es die Mannschaft 1978 immerhin wieder auf den zweiten Rang und 1979 sogar wieder an die Ligaspitze. In der anschließenden Aufstiegsrunde scheiterten Wünsch und Co allerdings recht deutlich. Als Wünsch 1979/80 in seine letzte Saison mit Energie ging, konnte er mit der Mannschaft ein letztes Mal den Staffelsieg feiern und seine insgesamt vierte Aufstiegsrunde mit Cottbus erreichen. Diesmal war der Ausgang denkbar knapper als zuvor - punktgleich mit Chemie Böhlen und mit dem schlechteren Torverhältnis landete Cottbus leider nur auf dem dritten Platz. Damit hatte die lang ersehnte Rückkehr ins Oberhaus auch im letzten Wünsch-Jahr nicht geklappt. Dennoch endete mit seinem Abgang eine Ära, die mit den zwei Aufstiegen in den 70ern auch seine Verdienste deutlich werden lassen. Siegfried Wünsch hatte in acht Jahren Energie 220 Pflichtspiele absolviert und 15 Tore geschossen, war 5 1/2 Jahre lang Kapitän der Mannschaft und stets ein Musterbeispiel an Einsatz und Kampfgeist gewesen. Wünsch entschloss sich innerhalb der Stadt den Verein zu wechseln und kam bei Lok Raw Cottbus unter.

Für Lok Raw Cottbus konnte Wünsch noch sechs weitere Jahre spielen. Nach einigen Spielzeiten in der Bezirksliga endete die aktive Zeit von Siegfried Wünsch nach einer Achillessehnenverletzung 1986. Da hatte jedoch längst seine Zeit als Trainer begonnen: seit 1985 begleitete er Lok Raw nämlich erst als spielender Co-Trainer, nach seinem Karriereende widmete er sich dann gänzlich der Arbeit mit der Mannschaft auf dem Trainingsplatz zusammen mit Horst Krautzig. Bis 1990 blieb Wünsch als Co-Trainer der Lokomotive erhalten. Von 1990 bis 2007 schnürte Wünsch dann aber noch einmal aktiv die Schuhe und war bei der Altligamannschaft von Wacker Ströbitz im Einsatz.

(Stand: Februar 2020)