Energie Cottbus
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1. Mannschaft 1972/73Klaus Stabach

Abwehr Klaus Stabach

Geburtstag * 20.09.1940 in Guben
NationalitätDeutschland
Pflichtspiele Profis290
Tore Profis22
Zeit bei Energie05/1963 - 06/1974
Erstes Spiel für Energie18.08.1963, SC Cottbus - SG Dynamo Schwerin 1:1 (1:0)
Letztes Spiel für Energie06.04.1974, BSG Energie - BSG Stahl Riesa 1:2 (0:1)
Vereine vor EnergieBSG Fortschritt Guben (07/1953 - 06/1958)
ASK Vorwärts Cottbus (07/1958 - 10/1958)
ASK Vorwärts Berlin (11/1958 - 06/1960)
BSG Fortschritt Guben (07/1960 - 10/1960)
SG Dynamo Cottbus (11/1960 - 06/1962)
SC Aktivist Brieske-Senftenberg (07/1962 - 05/1963)
Vereine nach Energie-
Karriereende1974
TrainerkarriereBSG Energie Cottbus (07/1974 - 05/1984, Mannschaftsleiter & Geschäftsführer)
BSG Energie Cottbus (06/1984 - 06/1990, Technischer Leiter)
FC Energie Cottbus (07/1990 - 06/1997, Geschäftsführer)
FC Energie Cottbus (07/1997 - 01/2005, Manager)

Saisonstatistik

Saison Wettbewerb Spiele Tore Ein Aus
76-78BSG Energie Alte Herren191000
1973/74DDR-Oberliga26110
1973/74FDGB-Pokal6100
1972/73DDR-Liga Staffel B22100
1972/73Aufstiegsrunde zur DDR-Oberliga8100
1972/73FDGB-Pokal1000
1971/72DDR-Liga Staffel B22100
1971/72FDGB-Pokal2000
1970/71DDR-Liga Staffel Nord23300
1970/71Bezirksliga Cottbus2000
1970/71FDGB-Pokal1000
1969/70DDR-Liga Staffel Nord30300
1969/70FDGB-Pokal4100
1968/69DDR-Liga Staffel Nord27111
1967/68DDR-Liga Staffel Nord12353
1967/68FDGB-Pokal2000
1967/68Bezirksliga Cottbus300
1966/67DDR-Liga Staffel Nord13100
1966/67Bezirksliga Cottbus4000
1966/67FDGB-Pokal3000
1965/66DDR-Liga Staffel Nord23200
1965/66FDGB-Pokal2000
1964/65DDR-Liga Staffel Nord30000
1964/65FDGB-Pokal3000
1963/64DDR-Liga Staffel Nord29300
1963/64FDGB-Pokal1000

Biographie

Fast 42 Jahre Vereinszugehörigkeit verschaffen ihm den Status "Legende". Schon bei der Gründung des SC Cottbus 1963 als Spieler dabei, erlebte Klaus Stabach auch die Geburt der BSG Energie Cottbus hautnah mit. Als beinharter Verteidiger absolvierte er mit 290 Pflichtspielen die fünftmeisten aller Spieler der Energie-Geschichte. Gemeinsam mit Hajo Prinz bildete er über ein Jahrzehnt lang ein Abwehrbollwerk, das 1973 auch den ersten Oberliga-Aufstieg der Cottbuser auf den Weg brachte. Doch obwohl nach der Oberliga-Spielzeit die aktive Zeit endete, war für Klaus Stabach noch lange nicht Schluss. Von 1974 bis 1990 leitete er als Mannschaftsleiter, Geschäftsführer und Technischer Leiter die Geschicke des Clubs, die er ab der Gründung des FC Energie im Jahre 1990 als erster Manager überhaupt fortführte. Er holte Dieter Krein und später Eduard Geyer zum FCE und prägte die Nachwende-Ära entscheidend mit. Der Aufstieg in den Profifußball und die bärenstarke Pokalsaison von 1997 wurde mit dem sensationellen Bundesliga-Aufstieg 2000 getoppt. Klaus Stabach holte gemeinsam mit Eduard Geyer teils unbekannte Spieler zu Energie, die in Deutschland zu Stars wurden. Der zweifache Klassenerhalt und insgesamt drei Jahre Bundesliga waren unbestritten auch sein Verdienst. Bis 2005 gehörte er dem Club an, für den auch heute noch sein Herz schlägt.

Klaus Stabach kam 1940 in Guben zur Welt. Durch den Krieg und seine Folgen war auch nach 1945 lange nicht an Vereinsfußball zu denken - trotzdem entwickelte Stabach schon früh eine Faszination für das runde Leder. Mit 12 Jahren trat er schließlich der BSG Fortschritt Guben bei, für die er bis zu seinem 18. Lebensjahr spielte. Mit der damals starken Truppe errang er 1956 die DDR-Jugendmeisterschaft. Im Sommer 1958 landete er für drei Monate bei den Armeesportlern von Vorwärts Cottbus - seinen Wehrdienst absolvierte er ab November aber dann doch in Berlin, da man beim ASK Vorwärts Berlin, einem der größten Sportklubs des Landes, von seinem riesigen Talent überzeugt war. Nach zwei Jahren in Berlin kehrte Stabach im Juli 1960 für einige Monate nach Guben zurück, wechselte im November dann allerdings zu Dynamo Cottbus, da sein Schwager dort kickte. Späher von Brieske-Senftenberg entdeckten den kernigen Abwehrspieler schließlich 1962 und lotsten ihn zu sich. Eine Saison spielte Stabach für Brieske, ehe der Kern der Mannschaft 1963 die Reise nach Cottbus antrat, um beim neugegründeten SC Cottbus das sportliche Gerüst zu bilden.

Klaus Stabach war somit ein Gründungsmitglied des Vereins und stand auch im ersten Spiel der Cottbuser gegen Dynamo Schwerin (1:1) in der Startaufstellung. Ihm zur Seite stand Hajo Prinz, der noch bis zu seinem Karriereende mit ihm die Abwehr organisieren sollte. Gemeinsam prägten sie schon im ersten Jahr viele Spiele und oft stand am Ende hinten die "Null". Aber auch ins Offensivgeschehen schaltete sich Stabach hin und wieder ein, so auch bei seinem ersten Tor für den SCC - am 16. Spieltag köpfte er beim Gastspiel in Eisenhüttenstadt den 1:1-Ausgleich. Zwei weitere Tore erzielte er gegen den SC Frankfurt (3:0) und den hochgehandelten TSC Berlin (2:1) und brachte das Team so auf die Siegerstraße. Auch die beiden Derby-Siege über die Armeesportler von Vorwärts Cottbus kamen einer kleinen innerstädtischen Wachablösung gleich. Mit Platz 3 erreichte er mit seiner Mannschaft am Ende eine vordere Platzierung.

Auch im zweiten Jahr war Stabach unantastbar auf der Verteidigerposition gesetzt. Nicht nur am Boden war er nahezu unbezwingbar, auch in der Luft gehörte er durch sein kompromissloses Kopfballspiel zu den besten Spielern im Kader. Das Mannschaftsergebnis aus dem Vorjahr konnte 1964/65 sogar noch einmal verbessert werden - Platz 2 holten er und seine Kollegen in der DDR-Liga. Vor allem die Spitzenspiele gegen Tabellenführer Chemie Halle waren echte Saisonhighlights, wobei nach dem 1:1 zuhause die Auswärtspartie mit 1:2 verloren ging. 1965/66 dominierte dann Union Berlin (vormals TSC Berlin) die Liga - und auch beim SC Cottbus standen Veränderungen an. Die Fußballabteilung wurde im Winter aus dem Sportclub ausgegliedert und als BSG Energie Cottbus neugegründet. Für Stabach und Co lief unter neuem Namen alles wie gewohnt weiter und Rang 3 stand am Saisonende zu Buche.

Stabach war aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Sein solides und abgeklärtes Auftreten, sowie die konstant guten Leistungen, machten ihn zu einer nahezu unersetzbaren Stütze für die Mannschaft. Umso tragischer war es dann, als sich Stabach während der Saison 1966/67 am Knie verletzte und eine ganze Weile ausfiel. Nur 13 Saisonspiele bestritt er in jener Saison für die Mannschaft, in die er sich im Frühjahr 1967 über die 2. Mannschaft wieder langsam herankämpfte. 1967/68 gab er dann auf eindrucksvolle Weise sein Comeback. Mit seinem ersten Saisoneinsatz am 14. Spieltag in Schwarze Pumpe meldete er sich gleich mal als goldener Torschütze zum 1:0-Erfolg zurück. Und auch beim Rückrundenauftakt gegen die TSG Wismar (3:0) erzielte er einen Treffer. Stabach erlangte allmählich wieder seine alte Form und die Nachwehen der Verletzung ebbten langsam ab. Ab 1968/69 verpasste er dann kaum noch ein Spiel und ging dennoch mit der Mannschaft durch ein Wechselbad der Gefühle. Platz 5 stellte niemanden so recht zufrieden, was aber angesichts von elf teils vermeidbaren Unentschieden nicht verwunderte. Auch die beiden nachfolgenden Spielzeiten konnte die Mannschaft lediglich auf Platz 4 beenden.

Unter Trainer Manfred Kupferschmied, der ab 1971 die Geschicke der Mannschaft übernahm, ging es nach und nach wieder aufwärts. Er war übrigens bereits der siebte Trainer, unter dem Klaus Stabach spielte. Wie unter all den Vorgängern gehörte Stabach auch bei Kupferschmied zur Stammbesetzung. Stabach ging erneut voran, gehörte mit seinen 31 Jahren inzwischen auch zum "alten Eisen" und zog besonders auch die jungen Mitspieler mit. Bis auf den souveränen Staffelsieger BFC Dynamo II und die um wenige Punkte bessere Truppe von Stahl Brandenburg konnte Energie wieder alle Mannschaften hinter sich lassen. Es war der Auftakt für die starke Saison 1972/73, in der Energie von Beginn an oben mitmischte und sich in Position brachte. Die härtesten Konkurrenten wie Dynamo Fürstenwalde (3:1 und 3:2) ließ man im direkten Duell hinter sich und auch der ärgste Verfolger Stahl Eisenhüttenstadt hatte am Ende punktemäßig das Nachsehen. Stabach absolvierte alle 22 Liga-Spiele und landete mit Energie auf Platz 2. Da der Staffelsieger BFC Dynamo II kein Aufstiegsrecht besaß, qualifizierte sich Energie erstmals für die Aufstiegsrunde.

In dieser gab es einige Aufs und Abs - so konnte man gegen den späteren Aufstiegsrunden-Ersten Stahl Riesa einmal 1:0 gewinnen, verlor aber das Auswärtsspiel mit 0:7. Dafür ließ man Vorwärts Leipzig und Chemie Zeitz mit Siegen hinter sich und hatte am letzten Spieltag im direkten Duell um Platz 2 mit Vorwärts Stralsund alle Trümpfe in der Hand. Ein Unentschieden reichte Cottbus zum Aufstieg in die Oberliga. Dass es dann ausgerechnet Klaus Stabach war, der die Rot-Weißen mit 1:0 in Führung schoss, war bezeichnend. Wieder einmal ging er voran, beackerte Feld und Gegner und entschied die Partie auch kämpferisch mit. Das Tor war dann der besondere Ausdruck des Willens - eine abgewehrte Ecke landete in der 23. Minute außerhalb des Sechzehners vor seinen Füßen. Stabach fasste sich ein Herz, zog aus der Ferne ab und wuchtete den Ball unter die Latte ins Tor. Ein Sonntagsschuss, in den der älteste Feldspieler von Energie seine ganze Erfahrung und Präzision hineingelegt hatte. Und es war ein so wichtiges. Zwar kamen die Stralsunder in der 2. Hälfte noch zum Ausgleich, jedoch konnte Energie das Ergebnis über die Zeit retten. Mit dem Punktgewinn war der Aufstieg in die Oberliga vollbracht.

Stabachs erste Saison in der Oberliga sollte für den 33-jährigen auch gleichzeitig seine letzte Saison überhaupt werden. Aufregend war sie allemal und auch im Oberhaus ergaben sich durchaus Siegchancen für die Mannschaft. Bis zum 4. Spieltag verlor der Aufsteiger auch keine Partie, erkämpfte sich gegen Karl-Marx-Stadt (1:1), Chemie Leipzig (3:3) und Hansa Rostock (0:0) jeweils ein Unentschieden und spielte munter mit. Als es am 4. Spieltag zu Rot-Weiß Erfurt ging, konnte auch Stabach seine Oberliga-Torpremiere feiern. Nach dem 0:1-Rückstand sicherte er Energie einen Punkt, da er in der 82. Minute durch den von Grebasch aufgelegten Flankenball zum 1:1 vollendete. Es sollte lange Energies letzter Punktgewinn bleiben - erst am 13. Spieltag konnte die Mannschaft nach acht Niederlagen in Serie durch einen 2:1-Erfolg in Riesa die Hinrunde siegreich abschließen. Da es in der Rückrunde ähnlich durchwachsen lief und die Cottbuser bis auf vier Remis nichts Zählbares gegen die starken Konkurrenten holen konnten, war der Abstieg leider beschlossene Sache. Dennoch hatte Stabach, der keine Partie verpasst hatte, einen würdigen Abschluss seiner Spielerkarriere geschafft. Nach 290 Spielen und 22 Toren wurde ihm schließlich vom Trainer Kupferschmied nahegelegt, die Karriere zu beenden, da man in Cottbus einen Neuanfang anstrebte. Zwar wäre Stabach noch fit genug für weitere Spiele in der DDR-Liga gewesen, jedoch beugte er sich dem Wunsch des Trainers.

Schon 1970 hatte sich Stabach für die Karriere nach der Karriere einen Plan B zurechtgelegt. So absolvierte er von 1970 bis 1975 unter Rudi Speer ein Studium an der DHfK und schloss als Diplomsportlehrer ab. In der Zeit lernte er den an der DHfK in Dresden studierenden Eduard Geyer kennen, mit dem er über die nächsten Jahrzehnte hinweg eng befreundet blieb und Kontakt hielt. Energie fragte zudem nach dem Oberliga-Abstieg 1974 an, ob Stabach nicht als Mannschaftsleiter und Leiter der Geschäftsstelle (später als technischer Leiter) dem Verein treu bleiben würde. Selbstredend willigte er ein - und blieb in diesen Funktionen fast 16 Jahre lang im Einsatz. Unter ihm konnte der Verein 1975 in die Oberliga zurückkehren und 1981, 1986, sowie 1988 weitere Aufstiege feiern. Als zur Wende 1990 der FC Energie Cottbus als e.v. gegründet wurde, übernahm Klaus Stabach den Posten als Manager des Vereins. Außerdem holte er Dieter Krein von den Energie-Volleyballern zu den Fußballern. Mit Krein, der ja bekanntlich wenig später die Aufgaben als Präsident wahrnahm, ging es in die spannende Nachwendezeit.

1994 gelang Stabach ein weiterer Coup: er überzeugte seinen langjährigen Freund Eduard Geyer den Trainerposten in Cottbus zu übernehmen. Das Triumvirat aus Stabach, Krein und Geyer war geboren. Der Rest ist Geschichte - 1997 schaffte Energie den Aufstieg in die 2. Bundesliga und nach sensationellen Siegen gegen Proficlubs den Einzug ins DFB-Pokalfinale. Nach souveränen Zweitliga-Klassenerhalten Ende der 90er folgte im Jahr 2000 der überraschende Aufstieg in die Bundesliga. Unter Stabach hatte sich Energie zu einer der Top-Adressen im deutschen Fußball entwickelt. Aus geringen Mitteln hatten er und Krein das Maximum herausgeholt und dem Verein ein Gesicht gegeben. Drei Jahre spielte Energie mit teils unbekannten Spielern in der ersten Liga, hielt zweimal die Klasse und machte sich deutschlandweit einen Namen. Es passte einfach alles in jener Zeit, in der alle auch an ihre Grenzen gingen. Nach dem Abstieg 2003 und anderthalb Jahren in der 2. Liga endete Stabachs großartige Zeit in Cottbus im Januar 2005. Nach fast 42 durchweg erfolgreichen Jahren als Mitglied des Vereins legte er auch sein letztes Amt als Manager nieder.

Noch heute ist "Schlunk", wie Stabach von Freunden genannt wird, eng mit Energie verbunden. Wann immer es geht sitzt er mit seinem langjährigen Weggefährten Dieter Krein auf der Tribüne und verfolgt das Geschehen bei Energie.

(Stand: September 2020)