Energie Cottbus
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1. Mannschaft 1966/67Hans-Ullrich Koinzer

Angriff Hans-Ullrich Koinzer

Geburtstag * 13.09.1940 in Drehne (Kr. Sorau)
NationalitätDeutschland
Pflichtspiele Profis190
Tore Profis21
Zeit bei Energie05/1963 - 08/1970
Erstes Spiel für Energie18.08.1963, SC Cottbus - SG Dynamo Schwerin 1:1 (1:0)
Letztes Spiel für Energie31.05.1970, BSG Energie - TSG Wismar 1:0 (0:0)
Vereine vor EnergieBSG Lokomotive Cottbus (07/1953 - 10/1959)
SG Dynamo Frankfurt (Oder) (11/1959 - 07/1961)
SC Dynamo Berlin (08/1961 - 06/1962)
BSG Lokomotive Cottbus (07/1962 - 05/1963)
Vereine nach EnergieBSG Lokomotive Cottbus (08/1970 - 06/1978)
Karriereende1978
TrainerkarriereBSG Energie Cottbus Junioren (07/1967 - 06/1968, Trainer)
BSG Lokomotive Cottbus Jugend (07/1972 - 06/1976, Trainer)
BFA Cottbus (07/1972 - 06/1988, Schiedsrichter)

Saisonstatistik

Saison Wettbewerb Spiele Tore Ein Aus
1969/70DDR-Liga Staffel Nord28364
1969/70FDGB-Pokal4000
1968/69DDR-Liga Staffel Nord29010
1968/69FDGB-Pokal1000
1967/68DDR-Liga Staffel Nord30201
1967/68FDGB-Pokal5001
1966/67DDR-Liga Staffel Nord29300
1966/67FDGB-Pokal3100
1965/66DDR-Liga Staffel Nord24200
1965/66Bezirksliga Cottbus3000
1965/66FDGB-Pokal1000
1964/65DDR-Liga Staffel Nord11200
1964/65Bezirksliga Cottbus1700
1964/65FDGB-Pokal2000
1963/64DDR-Liga Staffel Nord23800
1963/64Bezirksliga Cottbus Staffel Ost3

Biographie

Als der SC Cottbus als Vorgängerclub der BSG Energie 1963 aus der Taufe gehoben wurde, kamen nicht nur Spieler von Brieske-Senftenberg zum neugegründeten Verein. Hans-Jürgen Koinzer beispielsweise spielte schon vorher in Cottbus und war für Lokomotive auf Torejagd gegangen. Beim SC Cottbus schlug der damals 22-jährige dann ebenfalls sofort ein, wurde Stammspieler und zweitbester Torschütze seiner Mannschaft. Doch im Laufe der Zeit wurden vor allem seine Defensiv-Fähigkeiten immer gefragter, weswegen er ab 1965 als umgeschulter Abwehrspieler überzeugte. Sieben Jahre lang trug Koinzer das Trikot vom SCC und der BSG, spielte dabei mit der Mannschaft stets um vorderer Liga-Platzierungen mit und blickt auf insgesamt 190 Pflichtspiele zurück.

Hans-Ullrich Koinzer wurde 1940 in Drehne (ehemals Kreis Sorau) in der Lausitz geboren. Der Fußball faszinierte Koinzer schon in jungen Jahren, seinen ersten Verein fand er allerdings erst Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Ab 1953 war es schließlich Lokomotive Cottbus, für die Koinzer in den kommenden Jahren im Nachwuchs kickte. Schon frühzeitig erkannte man Koinzers Trumpf - seine Schnelligkeit - weswegen man ihn vor allem als linken Außenbahnspieler einsetzte. Im Nachwuchs von Lok wurde Koinzer unter anderem von seinem Entdecker Erich Lüddeke - dem späteren Energie-Cheftrainer - trainiert. Auch der langjährige Energie-Jugend- und Reservetrainer Karl-Heinz Wohlfahrt gehörte zu Koinzers früheren Übungsleitern. Ende der 50er-Jahre wechselte Koinzer dann nach Dresden auf die dortige Fußballsportschule, wo er zwar als Nachwuchsspieler trainierte, aber erstmal auf Abruf und ohne Spielpraxis blieb. Im Zuge seiner Ausbildung zum Transportpolizisten, die 1958 begann, spielte Koinzer ab 1959 für die SG Dynamo Frankfurt, die ehemals als Sportgemeinschaft der Deutschen Volkspolizei Frankfurt/Oder gegründet wurde. 1961 wechselte er zum SC Dynamo Berlin, welcher als "Zentrum leistungssportlicher Förderung der Sportvereinigung Dynamo" auftrat und damit vor allem den Sport in den inneren Sicherheitsorganen (wie etwa der Volkspolizei) förderte. Dort spielte er ein Jahr, ehe er 1962 nach Cottbus zurückkehrte.

Nachdem sich 1963 der SC Cottbus gegründet hatte, wechselte Koinzer schließlich zum neuen Verein. Auch beim von Willi Schober trainierten SCC fiel Koinzer durch seine Antrittsschnelligkeit auf. Die 100 Meter schaffte das Offensivtalent in 10,8 Sekunden und war damit einer der flinkesten Spieler im Team. Er erkämpfte sich so recht schnell einen Stammplatz und war auch beim ersten Spiel des Vereins am 18. August 1963 gegen Dynamo Schwerin (1:1) im Startaufgebot. Koinzer beackerte von Spieltag eins an die Außenbahn der Cottbuser und zeigte sich schon früh in der Saison torgefährlich. Am 3. Spieltag erzielte er zum 5:0-Sieg beim SC Frankfurt zwei Tore und verschaffte der Mannschaft die erste Tabellenführung. Am 10. Spieltag gelang Koinzer im ersten Ortsderby der Geschichte zwischen Vorwärts Cottbus und dem SCC der Führungstreffer für die Gäste, die am Ende auch mit 2:1 als Sieger das Feld verließen. Insgesamt traf Koinzer achtmal für den SC Cottbus in seiner Premierensaison und war damit nach Peter Steht (10 Tore) zweiterfolgreichster Schütze des Teams. Der SC konnte seine Tabellenführung vom Beginn der Saison leider nicht verteidigen und wurde am Ende Dritter.

1964 begann für Koinzer die Saison nach einem 0:0 in Wismar erstmal mit einigen Spielen für die 2. Mannschaft, da auch sein früherer Lok-Trainer Wohlfahrt, der nun die SCC-Reserve coachte, seinem ehemaligen Schützling Einsatzzeiten verschaffen wollte. Für die 2. Mannschaft lief Koinzer immer dann auf, wenn er in der DDR-Liga-Mannschaft keine Einsätze hatte. So kamen 17 Spiele für die Reserve zustande, den gegenüber elf Einsätze für die "Erste" standen. Vor allem zum Saisonende kam Cheftrainer Hellmut Trunschke auf eine grandiose Idee: da ihm aufgefallen war, dass seine Abwehr immer wieder Probleme mit schnellen gegnerischen Kontern hatte, stellte er den pfeilschnellen Koinzer als letzten Mann auf. Der konnte enteilende Gegenspieler recht häufig ablaufen und die Gefahr bannen - und aus der Not wurde eine Tugend. In der Folge spielte Koinzer fast nur noch als Abwehrspieler und wurde dabei auf Jahre hinweg zur wichtigen Stütze der Cottbuser Mannschaft.

Nachdem der SCC in seiner zweiten Saison mit Platz 2 auch sportlich Fortschritte gemacht hatte, stand 1965/66 der nächste große Schritt an - die Fußballabteilung des SC Cottbus wurde im Januar 1966 als BSG Energie Cottbus ausgegliedert und neugegründet. Koinzer wuchs in jener Saison in seine Rolle als Abwehrspieler immer besser hinein und war nun kaum mehr wegzudenken. Gemeinsam mit Hajo Prinz, Klaus Stabach sowie dem ebenfalls defensiven Joachim Kurpat spielte sich die Mannschaft für die kommenden Jahre ein. Zwei dritten Plätzen folgte 1967/68 ein erneuter zweiter Tabellenplatz, wo man sich lediglich dem BFC Dynamo als Aufsteiger geschlagen geben musste. Im FDGB-Pokal glückte außerdem der Sprung bis ins Achtelfinale, wo Koinzer und Co nach einem 1:1 n.V. gegen Union Berlin im Wiederholungsspiel mit 0:1 ausschied. Koinzer schoss auch in all seinen Jahren für Energie weiterhin seine zwei bis drei Saisontore im Schnitt und schaltete sich wann immer es erforderlich war ins Offensivspiel mit ein. Lediglich Koinzers letzte beiden Spielzeiten 1968/69 und 1969/70 fielen mannschaftssportlich etwas ab, da Energie nicht mehr ganz oben angreifen konnte und sich mit Platz 5 bzw. Platz 4 zufrieden geben musste. Im Sommer 1970 gab Koinzer schließlich seinen Abschied bekannt. Nach sieben Jahren Vereinszugehörigkeit, 190 Pflichtspielen und 21 Toren war es für den 30-jährigen an der Zeit, wieder zu seinen Wurzeln zurückzukehren.

Koinzer schloss sich demnach 1970 wieder Lok Cottbus an. Dort spielte er noch einige Jahre in der Bezirksliga und erlebte sogar 1975 den Aufstieg in die DDR-Liga mit. Nach einer Saison musste seine Mannschaft jedoch wieder den Gang in dir Drittklassigkeit antreten. Von 1972 bis 1976 gab Koinzer außerdem als Nachwuchsleiter und -trainer seine gesammelten Erfahrungen der Jugendmannschaften von Lok weiter. Auch als Schiedsrichter machte Koinzer bei Lok noch Karriere. Nachdem es im Club zu wenig vereinseigene Schiedsrichter gab, verpflichteten sich etliche Mitglieder den Schiedsrichterschein zu machen. Auch Koinzer gehörte dazu und wurde später dafür sogar belohnt: an der Seite vom Cottbuser Schiedsrichter Robert Müller stand er nämlich bei einem Freundschaftsspiel der DDR-Nationalmannschaft in Kamenz an der Seitenlinie, wovon er auch heute noch mit Stolz berichtet. Bis 1988 war Koinzer als Schiedsrichter und Schiedsrichterbeobachter des BFA Cottbus unterwegs.

Der ehemalige Dampflokomotivschlosser und Diplomingenieur für Maschinenbau lebt auch heute noch in Cottbus und genießt sein Rentnerdasein. Hans-Ullrich Koinzers Begeisterung für den Sport ist dabei immer geblieben - und auch das aktuelle Fußballgeschehen verfolgt er nach wie vor mit großem Interesse.

(Stand: September 2020)