Energie Cottbus
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SpielerarchivDieter Stobernack

Abwehr Dieter Stobernack

Geburtstag * 03.11.1950 in Senftenberg
NationalitätDeutschland
Pflichtspiele Profis23
Tore Profis2
Zeit bei Energie01/1976 - 06/1977
Erstes Spiel für Energie07.02.1976, BSG Sachsenring Zwickau - BSG Energie 2:0 (1:0)
Letztes Spiel für Energie23.04.1977, BSG Fortschritt Krumhermersdorf - BSG Energie 1:6 (0:3)
Vereine vor EnergieBSG Aktivist Brieske-Senftenberg (07/1965 - 10/1969)
ASG Vorwärts Halberstadt (11/1969 - 06/1970)
BSG Aktivist Brieske-Ost (05/1971 - 06/1972)
BSG Aktivist Brieske-Senftenberg (07/1972 - 12/1972)
BFC Dynamo (01/1973 - 12/1975)
Vereine nach EnergieBSG Bergmann-Borsig Berlin (07/1977 - 06/1986)
Karriereende1986

Saisonstatistik

Saison Wettbewerb Spiele Tore Ein Aus
1976/77DDR-Liga Staffel D11130
1976/77FDGB-Pokal1010
1975/76DDR-Oberliga11110
1975/76DDR-Liga Staffel D1100

Biographie

Geschichten die man über Dieter Stobernack erzählen könnte gibt es viele. Allein wie er im Januar 1976 vom BFC zu Energie wechselte ist kurios - am Rande einer Partie von Dynamo sprach er den aus Cottbus stammenden Schiedsrichter an, ob er ihn nicht zu Energie vermitteln könne. Auch die Wohnungssuche an Heiligabend mit dem Energie-Sektionsleiter und Klaus Stabach ist eine Geschichte für sich. Außerdem gelang Stobernack im April 1976 Historisches, als er der Mannschaft durch sein Tor den ersten Heimsieg nach 24 Anläufen (!) in der höchsten Spielklasse einbrachte.

Dieter Stobernack wurde 1950 in Senftenberg geboren. Als fußballbegeisterter Jugendlicher kannte er daher nur einen Weg, den zur Elsterkampfbahn in Senftenberg. Bei der BSG Aktivist Brieske-Senftenberg spielte er in diversen Jugendmannschaften und galt recht schnell als großes Talent. Mit 17 bekam er seine ersten Einsätze im Männerbereich der Briesker und spielte sich in der Defensive der Knappen fest. Im November 1969 begann dann seine Armeezeit, die er mit dem Wechsel zu Bezirksligist Vorwärts Halberstadt begann. Nach einem halben Jahr Grundausbildung schickte man Stobernack an die Grenze, weswegen er im Mai 1971 von Halberstadt zurück nach Brieske wechseln konnte. Mit Brieske erlebte er so noch den Aufstieg in die DDR-Liga 1971 mit.

In der DDR-Liga kreuzten sich dann erstmals die Wege von Stobernack und Energie. Und das bei einem der wohl spektakulärsten Energie-Spiele der DDR-Liga-Geschichte. Die bis zum Saisonende um den Klassenerhalt spielenden Senftenberger traten am vorletzten Spieltag in Cottbus an und brauchten einen Sieg. Stobernack traf gleich zu Beginn der Partie für Brieske, doch Energie glich nach der Pause aus. Erneut war es Stobernack der die Knappen in Führung schoss, ehe Peter Effenberger auf Energie-Seite mit einem Dreierpack das Spiel auf 5:3 drehte. Stobernacks dritter Treffer zum 5:4-Endstand reichte leider nicht aus - Brieske musste absteigen. Dennoch hatte er sich nicht nur durch diesen Dreierpack für Senftenberg auf die Zettel anderer Vereine gespielt.

Denn schon ein halbes Jahr später war es der BFC, der auf Stobernacks Talent aufmerksam wurde. Dieser delegierte den 22-jährigen im Januar 1973 nach Berlin. Dort debütierte er am 9. Juni 1973, als er am 22. Spieltag bei der 4:1-Niederlage gegen den FC Vorwärts Frankfurt in der zweiten Hälfte eingewechselt wurde. In dieser Spielzeit kam er noch drei weitere Male zu Einsätzen. 1973/74 waren es schon acht Einsätze für den BFC, davon sieben nach Einwechslung. Stobernack gelang auch sein erstes Tor in der Oberliga - am 24. November 1973 schoss er von der Bank kommend in der 68. Minute den Ausgleich zum 1:1-Unentschieden gegen die BSG Wismut Aue. In der darauffolgenden Saison wurde er nur noch zweimal eingesetzt, weswegen er sich nach Spielpraxis und einer neuen Herausforderung umsah.

Bei einem Spiel mit der 2. Mannschaft des BFC kam es dann zu einer schicksalshaften Begegnung. Ein Schiedsrichter von Energie Cottbus pfiff im September 1975 eine Partie der Berliner und Stobernack sprach diesen am Rande auf dessen Heimatverein an. Wenn Stobernack eine Wohnung in Cottbus bekäme, würde er einen Wechsel zu Energie anstreben - so hieß es in der Verabredung der beiden. Und dann ging alles recht schnell. An Weihnachten 1975 weilte Stobernack bei seinen Eltern in Senftenberg. Klaus Stabach und Dieter Schneider als Sektionsleiter von Energie besuchten ihn in Senftenberg und fuhren noch an Heiligabend mit ihm zur Wohnungsbesichtigung nach Cottbus.
Stobernack gefiel die Wohnung auf Anhieb und er leitete den Umzug mit seiner Frau noch nach den Feiertagen ein, um ab Januar bei Energie anzuheuern.

Energie spielte damals seine zweite Oberligasaison und konnte bis zur Winterpause lediglich einen einzigen 4:1-Sieg bei Chemie Leipzig einfahren. Stobernack sollte anfangs vor allem die Offensive der Cottbuser beleben, weswegen ihn Dieter Schulz bei seinem Debüt im Februar 1976 im Auswärtsspiel bei Sachsenring Zwickau nach vorne beorderte. Das Spiel ging leider 0:2 verloren, auch wenn Energie sich an jenem Tag mindestens einen Punkt verdient hätte. Auch Trainer Schulz experimentierte viel, setzte Stobernack auch auf der angestammten Position als Abwehrspieler ein, um seine Oberligaerfahrung im Duell mit den starken Offensivreihen der Gegner auszuspielen.

Es dauerte allerdings bis zum April, ehe der Cottbuser Anhang wieder Grund zum Jubeln hatte. Nach einem 3:3 in Dresden und einem 0:0 in Karl-Marx-Stadt stand am 17. April 1974 das Heimspiel gegen den Halleschen FC an. Bis dahin hatte Energie mit Hinzunahme der ersten Oberligaspielzeit 1973/74 insgesamt 23 Heimspiele ohne einen Sieg erlebt. Außenverteidiger Stobernack stand ebenfalls wieder auf dem Platz - und hatte in der 71. Minute seinen großen Auftritt. Ein von der Hallenser Abwehr abgeprallter Ball kam vor die Füße des nach vorne gegangenen Stobernack. Der fackelte nicht lange, nahm aus etwa 18 Metern Maß und nagelte die Kugel sehenswert ins obere Dreiangel. Unhaltbar und unter großem Beifall des bis dahin leidgeplagten Cottbuser Publikums, brachte die Mannschaft den Sieg über die Zeit. Im 24. Anlauf war es Dieter Stobernack, der den ersten Oberliga-Heimsieg der Vereinsgeschichte herausgeschossen hatte.

Auch ein überraschender 2:1-Sieg beim Pokalsieger Lok Leipzig am vorletzten Spieltag reichte am Ende nicht zum Klassenerhalt. Stobernack und Energie mussten die Oberliga wieder verlassen. Auch der neue Anlauf in der DDR-Liga verlief schleppend - bis zum 9. Spieltag dauerte es, bis Energie mit einem 4:1 gegen Motor Altenburg einen Sieg einfuhr. Stobernack selbst musste nun auch häufiger von der Bank zusehen, kam in der Saison auf insgesamt elf Einsätze. Dafür verabschiedete er sich in seinem letzten Spiel beim 6:1-Erfolg bei Fortschritt Krumhermersdorf mit einem Tor aus Cottbus. Denn nach 23 Pflichtspieleinsätzen zog es Stobernack im Sommer 1977 wieder fort aus der Lausitz.

Gründe dafür waren sowohl privater als auch beruflicher Natur - so vermisste Stobernacks Frau zum einen die Großstadt Berlin, zum anderen bekam der gelernte Schlosser, der auch schon während der Energie-Zeit in diesem Beruf gearbeitet hatte, ein Angebot vom größten Herstellers für Kraftwerkskomponenten in der DDR, von Bergmann-Borsig Berlin - wo er zukünftig als Meister der Logistik arbeiten sollte. So wechselte Stobernack zur BSG Bergmann-Borsig, die in der Bezirksliga spielte. 1977 wurde Stobernack mit den Borsigern Ostberliner Bezirksmeister und qualifizierte sich damit für die DDR-Liga. Abgesehen von der Saison 1979/80 konnte sich die Mannschaft, die in dem 8.000 Zuschauer fassenden Kissingenstadion spielte, bis 1983 in der DDR-Liga halten. Für den Club absolvierte Stobernack bis 1986 genau 220 Spiele, ehe er wegen einer komplizierten Schienbeinverletzung seine aktive Karriere beendete.

Dieter Stobernack lebt heute als Rentner nördlich von Berlin in Hohen Neuendorf, ist nach wie vor fußballbegeistert und blickt mit Freude auf seine Zeit bei Energie zurück.

(Stand: November 2020)