-Spielbericht-
ENERGIE-GESCHICHTSKALENDER - Heute vor 20 Jahren: Mit einem Sieg in die Bundesliga-Winterpause
Für viele Vereine ist sie der Gradmesser des bisher erreichten. Und aktuell holt sie einen leider viel zu früh ein - die Rede ist von der Winterpause. Auch im ersten Bundesligajahr unserer Vereinsgeschichte kam die Pause inmitten der Spielrunde als Bewertungsmaßstab zur Geltung. Nach 17 Spieltagen stand Energie auf dem letzten Tabellenplatz. Der 18. Spieltag und damit der Rückrundenauftakt wurde jedoch noch vor den Weihnachtsfeierlichkeiten ausgetragen - und ließ Energie letztlich doch noch mit guten Gefühlen in die Spielpause gehen.
Am Adventssonntag, den 17. Dezember 2000 empfing der FC Energie den SV Werder Bremen im Stadion der Freundschaft. Die Erinnerungen an das Hinspiel im Weserstadion waren noch immer präsent. Das erste Bundesligator, die Führung gegen Werder durch Miriutas Traumfreistoß, ließ die Energiefans bei ihrer Bundesligapemiere kurzzeitig träumen. Das ernüchternde Endergebnis von 3:1 für die favorisierten Hausherren holte jedoch alle wieder auf den Boden der Realität zurück. Auch jetzt, 17 gespielte Partien später, war man mit 17 Zählern auf dem letzten Platz mehr als hart gelandet.
Dennoch lag an jenem kalten Dezembertag der Revanchegedanke spürbar in der Luft. Energie blieb nach einem starken Heimsieg gegen Hansa Rostock (1:0) zuletzt zwei Mal ohne Punkte. Beim HSV verlor man 1:2 und auch gegen die Münchener Löwen musste man sich mit 2:3 geschlagen geben. Doch die Mannschaft gab sich auch im letzten Spiel des Jahres nicht auf. Zumal es darum ging, den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze zu halten. "Wenn wir gegen Bremen nicht gewinnen, werden es Schweine-Weihnachten", gab Angreife Sebastian Helbig im Vorfeld zu Protokoll. Bremen reiste als Tabellen-13. mit gerade einmal drei Zählern mehr im Gepäck als die Cottbuser an. Auch für die Hanseaten war es somit ein richtungsweisendes Spiel.
Frank Rost, Torsten Frings, Dieter Eilts, Marco Bode, André Herzog, Ailton oder Claudio Pizarro. Klangvolle Namen einer gestandenen Bundesligamannschaft, die aktuell allerdings unter ihren Möglichkeiten kickte. Energie begegnete ihnen mit viel Kreativität in der Offensive: Andrzej Kobylanski, Vasile Miriuta, Laurentiu Reghecampf, Franklin Bittencourt und Sebastian Helbig sollten die Bremer Defensive beschäftigen, während hinten Vilmos Sebök, Rudi Vata, Faruk Hujdurovic, sowie auf der Sechs Ronny Thielemann und Bruno Akrapovic die schnellen Bremer Konter unterbinden sollten.
Ede Geyers Aufstellung schien von Beginn an Wirkung zu zeigen. Über 12.000 Zuschauer erlebten bereits in der 4. Minute die Führung für den FC Energie. Nachdem sich Reghecampf über die Außen schön durchgesetzt hatte, landete seine Hereingabe im Strafraum bei Kobylanski, der die Kugel überlegt zur Führung einschob. Und Energie blieb weiter am Drücker, versuchte sich nicht nur hinten einzuigeln. Weitere Chancen blieben jedoch ungenutzt - und so konnte Werder in der 37. Minute durch Ailton, nach einem Foul von Thielemann am Brasilianer, per Foulstrafstoß ausgleichen. Cottbus steckte den Rückschlag allerdings sehr gut weg und spielte weiter mutig nach vorn. Die Belohnung folgte kurz vor dem Pausenpfiff, als Helbigs Schuss den Verteidiger Skripnik traf, von wo aus der abgefälschte Ball über Torhüter Rost hinweg ins Tor flog. 2:1 für Cottbus! Der Energie-Anhang tobte und verabschiedete die Mannschaft mit frenetischem Beifall in die Kabine.
Auch in Halbzeit zwei war der FCE die tonangebende Mannschaft. Vereinzelte Konter der Gäste wurden im Keim erstickt. Und dann gab es da auch noch das glückliche Händchen, was so ein Trainer eben manchmal hat. In der 68. Minute wechselte Geyer Janos Matyus ein, der bereits einen Monat zuvor als 2:1-Siegtorschütze gegen den VfB Stuttgart geglänzt hatte. Der Ungar kam für Hujdurovic, um die Defensive weiter zu stärken - schaltete sich allerdings gleich in seiner ersten Aktion mit in die Offensive ein. Nach einem Freistoß von Miriuta fand der Ball auch haargenau den Kopf von Matyus, der in der 69. Minute überlegt zum 3:1 einköpfen konnte! Eine Zwei-Tore-Führung hatte Energie auch in der Vorwoche gegen 1860 München herausgespielt, am Ende jedoch noch 2:3 verloren. Doch diesmal hielt die Abwehr auch den letzten Bremer Bemühungen stand. Im Gegenteil, Energie hätte das Ergebnis an jenem Tag auch noch deutlich höher ausfallen lassen können. Doch nach dem Schlusspfiff und der Riesenerleichterung zählten einzig die drei Punkte - und ein gerettetes Weihnachtsfest.
Energie überwinterte somit auf Platz 16, punktgleich mit Eintracht Frankfurt und nur einen Punkt hinter Unerhaching und Hansa Rostock. Ein Fingerzeig auf das spannende Saisonfinale, in dem der FCE die Eintracht und die Hachinger noch hinter sich bringen und den Klassenerhalt feiern konnte. Bremen hatte übrigens später auch nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun, wurde am Ende auf Grund ihrer individuellen Klasse noch Siebter. Umso bemerkenswerter ist dieser deutliche Sieg des FCE im Nachhinein einzuschätzen - auch heute noch, 20 Jahre später.
(Text: Dezember 2020)
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