T. Piplica hält Foulelfmeter von U. Rösler (26.)
-Spielbericht-
Dritter gegen Zweiter. Am 30. Oktober 1999 schaute Fußballdeutschland nach Berlin. Im Mommsenstadion hatten sich knapp 10.000 Fans beider Lager eingefunden. Und ein Name war an diesem Nachmittag in aller Munde: Uwe Rösler. TeBes Top-Angreifer wurde zum tragischen Helden in einer Partie, die das Prädikat Spitzenspiel zu Recht verdiente. „Ich habe bestimmt schon viel erlebt, aber so ein verrücktes Fußballspiel noch nie“, sagte selbst Ede Geyer nach dem Abpfiff. Aber der Reihe nach. Schon vor dem Spiel gab es Aufregung, da die zehn Cottbuser Fanbusse auf der Avus im Stau steckten. Der Anpfiff wurde daher um eine knappe Viertelstunde nach hinten verlegt. Als dann alle da waren, ging das hitzige Duell in seine erste Runde. Die favorisierten Berliner legten ordentlich los, erspielten sich Feldvorteile. Nach vier Minuten schockte Uwe Rösler die Cottbuser mit einem Lattentreffer. In der zehnten Minute dann der Jubel auf Berliner Seite: wieder war es Rösler, der den Ball diesmal in die Maschen köpfte. Doch der Schiedsrichter gab den Treffer nicht, sah ein Foul an Torhüter Piplica. Nach 18 Minuten klingelte es dann erneut im Cottbuser Kasten - nach einer Copado-Ecke nickte der wuchtige Rösler zur Berliner Führung ein. Treffer zählte - 1:0 für TeBe. Und der Favorit drückte weiter. In der 26. Minute ein überraschender Pfiff von Schiedsrichter Trautmann, der ein Halten von Rayk Schröder gegen Uwe Rösler gesehen haben wollte. Rösler trat selbst zum Elfmeter an, flacher Abschluss - und Piplica hielt den etwas zu ungenauen Schuss. Der hochmotivierte Angreifer wurde wütender und ließ seinen Frust nur eine Minute später an Alexej Kurilenko aus. Nach einem Tritt gegen den Cottbuser gab Trautmann glatt Rot. Lattentreffer, nicht gegebenes Tor, Führungstreffer, verschossener Elfer und Rot - Uwe Röslers 28 Minuten boten wahrlich viel Gesprächsstoff. Doch auch in Überzahl sahen die rund 4.000 Energiefans keine souveräne Cottbuser Mannschaft. Im Gegenteil, die TeBe-Akteure fuhren vor allem im zweiten Spielabschnitt einen gefährlichen Konter nach dem nächsten und hätten durch Copado oder Ouakili die Führung noch erhöhen müssen - was der an diesem Tag einmal mehr herausragende Tomislav Piplica zu verhindern wusste. Cottbus rappelte sich spät noch einmal auf, Geyer wechselte offensiv und ging "All-in". Der eingewechselte Franklin setzte in der 81. Minute zum Schuss an, den Hilfiker im TeBe-Tor nicht festhalten konnte. Moussa Latoundji stand goldrichtig und staubte zum Ausgleich ab. Der Jubel des Gästeanhangs war noch gar nicht vorüber, da setzte Latoundji einen Ball an die Latte - den Abpraller verwandelte Christian Beeck zur Cottbuser Führung. Nun war der Bann gebrochen und Energie setzte nach einer Labak-Hereingabe durch Vasile Miriuta den 3:1-Schlusspunkt. Ein Wahnsinns-Ende in einem verrückten Spiel bescherte Energie die Tabellenführung am zehnten Spieltag. „Wir haben uns nie aufgegeben und wurden dafür am Ende belohnt“, berichtete nach dem Abpfiff ein zufriedener Moussa Latoundji. TeBe-Trainer Winnie Schäfer sprach von einer „bitteren Niederlage, wenn man so gut spielt“. Nur einer wollte nach dem Spiel nichts mehr sagen und verschwand wortlos in den Katakomben - der tragische TeBe-Kapitän Uwe Rösler.
(Text: Februar 2022)
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