Energie Cottbus
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Saisonchronik 1986/87 → DDR-Oberliga: FC Rot-Weiß Erfurt (H)

DDR-Oberliga 1986/87 - 3. Spieltag
Sonnabend, 30.08.1986
Stadion der Freundschaft, Cottbus

7.200 Zuschauer

1:0
BSG Energie Cottbus (1:0) FC Rot-Weiß Erfurt

Schiedsrichter:
Matthias Müller (Gera)

Gegnerstatistik:
FC Rot-Weiß Erfurt

Programm Plakat Presseinfo Bericht

Tore

1:0 J. Melzig (4.)

BSG Energie Cottbus

R. Schwerdtner - F. Vogel  - A. Rath, J. Melzig, M. Pohland - R. Lempke, D. Drabow, A. Wolf, J. Jenter - H. Paulo, F. Lindemann

Auswechslungen:
H. Fandrich für H. Paulo (63.)
R. Reiß für F. Lindemann (76.)

Trainer: Fritz Bohla

FC Rot-Weiß Erfurt

R. Hoffmeister - W. Döring - C. Sänger, H. Kinne  , N. Kahnt - U. Abel, U. Becker, J. Heun, J. Hornik - U. Weidemann, M. Busse

Auswechslungen:
A. Romstedt für U. Abel (46.)
P. Jung für N. Kahnt (68.)

Trainer: Hans Meyer

Besonderes Vorkommnis / Sonstiges

-Spielbericht-

Im August 1986 trafen Cottbus und Erfurt in der DDR-Oberliga aufeinander. Nach vielen Jahren und etlichen missglückten Anläufen gelang damals der erste Sieg gegen den ungeschlagenen Rivalen.

Zum Auftakt in die Oberliga-Spielzeit 1986/87 gab es für Energie mal wieder nichts zu holen. Gegen Karl-Marx-Stadt und in Frankfurt (Oder) setzte es jeweils 1:3-Niederlagen. Der Blick der Mannen um Chef-Trainer Fritz Bohla richtete sich frühzeitig auf die unteren Tabellenränge. Am dritten Spieltag erwartete Energie nun Rot-Weiß Erfurt im Stadion der Freundschaft. Gegen die hatte man in den vielen Begegnungen zuvor noch keinen einzigen Sieg einfahren können. Im Vorjahr ging Energie sogar mit 0:5 im FDGB-Pokal baden. Verteidiger Hans-Jürgen Kinne und die beiden Stürmer Armin Romstedt und Jürgen Heun besiegelten damals das Aus in Runde zwei. Auch an diesem August-Sonnabend 1986 war der Cottbuser Himmel bedeckt. So grau und vorhersagend, wie die Wolkendecke auch war, 7.200 Zuschauer glaubten nach wie vor an die Trendwende. Erfurt trat auch wieder mit besagtem Tor-Trio aus dem Vorjahr an und spielte hier auf Sieg. Dem begegnete Bohla auf Cottbuser Seite mit alten Tugenden wie Kampf, Einsatz, Laufstärke und einfachem, klaren Fußball. Libero Frank Vogel und die junge Deckung mit Andreas Rath, Jens Melzig und Maik Pohland (alle Anfang-20) bekamen viel zu tun gegen die offensivfreudigen Erfurter. Doch zu Beginn wagte sich die Heimelf mutig nach vorn - und wurde prompt belohnt. Rath setzte sich auf der Außenbahn gegen zwei Erfurter durch und flankte präzise Richtung Fünfmeterraum, wo der ebenfalls aufgerückte Jens Melzig mustergültig und frei zum 1:0 einköpfte. Was für ein Start! Auf den Rängen wurde dies natürlich besonders lautstark gefeiert, was angesichts der sonstigen Oberliga-Ergebnisse fast schon befreiend wirkte. Besonders für Andi Rath wirkte diese Torvorlage beflügelnd. Seinen Gegenspielern Heun und auch dem torhungrigen Martin Busse gab er kaum Räume, lief alle Lücken zu und war einer der auffälligsten Cottbuser an jenem Tag. Selbst RWEs DDR-Auswahlverteidiger Carsten Sänger wirkte nahezu ratlos, während Heun vorne bei wiederholt verpatzten Angriffen langsam resignierte. Die gesamte Cottbuser Mannschaft agierte als geschlossene Einheit, die Angreifer Hans-Dieter Paulo, Jörg Jenter und Frank Lindemann scheuten keine Wege, jagten jedem Ball nach. Das erfahrene Mittelfeld um Ralf Lempke, dem Ruhe ins Spiel bringenden Andreas Wolf oder dem spielstarken Dietmar Drabow gaben sowohl nach vorn, als auch nach hinten eine tolle Figur ab. Und als dann drei Minuten vor Ende auch noch die Sonne durch die Wolkendecke brach, wussten alle, dass dies ein rundum gelungener Tag war. Energie besiegte erstmals Rot-Weiß Erfurt und gab sich wieder kämpferisch im Hinblick auf die gewünschten 20 Punkte, die Trainer Bohla vor der Saison als Klassenziel ausgegeben hatte. Zwei waren es nun schon nach drei schweren Spielen. Bohla hielt die Euphorie natürlich zurück und betonte, dass man auch nach dem tollen Spiel bitte auf dem Teppich bleiben solle. Gästetrainer Hans Meyer, der ja bekannt ist für seine langen und ausschweifenden Analysen, gab sich ernüchtert und wortkarger als sonst: "Uns fiel nicht sonderlich viel ein. Kompliment an die Cottbuser!".

(Text: August 2023)